Das Fahrrad ist ein beliebtes Verkehrsmittel und Sportgerät für jung und alt und so wundert es kaum, dass Millionen Fahrräder auf Deutschlands Straßen unterwegs sind. Während nach Angaben vom Bund Deutscher Radfahrer e.V. (BDR) 2015 in Deutschland noch 45 Millionen Bürger regelmäßig mit dem Fahrrad unterwegs waren, nutzen im Jahr 2021 bereits 78 Millionen Bürger ihre Fahrräder immer öfter.
Im Jahr 2022 waren es 143.000 Bürger, die sich in den 17 Landesverbänden mit etwa 2400 angeschlossenen Radsportvereinen organisierten. Die Radsportvereine stehen unter der Schirmherrschaft des Verbands für Radsportler im Deutschen Olympischen Sportbund (BDR).
Der Radsport teilt sich auf in die Bereiche Breitensport, Freizeitsport und Leistungssport auf. In allen Kategorien gibt es fürs Radfahren verschiedene Disziplinen und Angebote. Viele Vereine laden regelmäßig zu sportlichen Radtourenfahren, gemütlichen Radwanderungen oder zum umweltbewussten Country-Tourenfahren ein. Die Angebote berücksichtigen alle Altersklassen und Leistungsstufen.
Radfahren und Gesundheit
Radfahren ist nicht nur gut für den Geldbeutel und die Umwelt, sondern auch für die Gesundheit. Wer auf das Rad umsteigt, leistet nihct nur einen Beitrag zum Klimaschutz und spart Geld für andere Fortbewegungsmittel, er spart nach Studienergebnissen des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) später auch einen erheblichen Betrag für Gesundheitskosten.
Denn Berufspendler, die auf das Auto verzichten und das Fahrrad nutzen, vermeiden statistisch gesehen, jedes Jahr rund 2000 Euro für Krankenhauskosten und Behandlungen im Krankheitsfall. Grund dafür ist nach Datenlage die stärkende Wirkung des Radfahrens auf das Herz-Kreislaufsystem und die gesunde, gelenkschonende Bewegungsform. Die Ergebnisse wurden im Rahmen einer Studie ermittelt, die das Bundesministerium für Umwelt in Auftrag gab.
Radfahren senkt die Sterblichkeit
Wie dänische Mediziner einer Langzeitstudie herausfanden, haben Menschen, die täglich mindestens 30 Minuten mit dem Rad fahren, eine Sterberate, die um 40 Prozent niedriger ist, als die von Menschen, die sich nicht oder nur in ihrer Freizeit bewegen. Die Studie, die im Bicycle Research Report des Europäischen Radfahrerverbandes veröffentlicht wurde, erstreckte sich über einen Zeitraum von 14,5 Jahren und umfasste insgesamt 30.000 Personen im Alter zwischen 20 und 93 Jahren.
Angebote fürs Radfahren im Breiten- und Freizeitsport
Das Radfahren bietet Sport- und Bewegungsmöglichkeiten für fast jedes Alter und für jeden Anspruch. Im Bereich Breitensport und Freizeitsport halten Radsportverbände und Radsportvereine für alle Alters- und Zielgruppen spezielle Angebote bereit. Die gemeinsamen Aktivitäten sollen neben der Bewegung auch die Kommunikation fördern.
Die Angebote sind je nach Bedarf mit Genuss oder sportlichem Anspruch verbunden. In der Regel können auch Personen ohne Mitgliedschaft in einem Radsportverein teilnehmen, allerdings sind die Teilnahmegebühren für Nichtmitglieder oft etwas höher.
Es stehen zahlreiche Disziplinen und Aktivitäten rundum das Radfahren zur Wahl.
Volksradfahren
Das Volksradfahren findet üblicherweise einmal im Jahr statt und richtet sich an die ganze Familie. Besonders eignet sich das Angebot auch für Untrainierte, Kinder und Ältere. Es geht um die aktive Betätigung und Freude am Radfahren. Meistens erstreckt sich die Fahrt über eine ausgeschilderte Strecke um die 20 Kilometer Länge. Teilnehmen kann jeder, der ein verkehrssicheres Rad hat. Termin, Ort und das Rahmenprogramm teilt regelmäßig die örtliche Presse mit. Gegen geringe Teilnahmegebühr gibt es für jeden Teilnehmer eine Auszeichnung.
Radwandern
Radwandern ist ein Freizeitvergnügen, an dem auch die ganze Familie teilhaben kann. Beim Radwandern lässt sich die Heimat mit den umliegenden Sehenswürdigkeiten hervorragend erkunden. Geplant werden z.B. Tagestouren, Mehrtagestouren, Sternfahrten oder die Fahrt zum Bundes-Radsport-Treffen. Je nach Anspruch bieten Vereine unterschiedliche Gruppen. Eine Einsteigergruppe möchte Genuss bieten und fährt kleine Touren von 20 bis 40 Kilometer pro Tag ohne auf die Durchschnittsgeschwindigkeit zu achten.
Eine Plauschgruppe möchte beispielsweise Aktivität bieten und legt pro Tag 40 bis 80 Kilometer bei einer Geschwindigkeit von 16 bis 20 km/h zurück. Mitglieder einer Hobbygruppe betreiben das Radfahren regelmäßig als Sport und fahren dabei Touren zwischen 80 bis 120 Kilometer pro Tag bei einer Geschwindigkeit von 20 bis 25 km/h.
Radtourenfahren (RTF)
Das Radtourenfahren ist die bekannteste und meist genutzte Veranstaltungsform. Radtourenfahren ist das Richtige für Sportler, die die Herausforderung auf dem Rennrad suchen. Die Mitglieder fahren ohne Zeitnahme zwischen 41 bis 100 Kilometer allein oder in der Gruppe bei Geschwindigkeiten von über 25 km/h. Im Zweig RTF-Formel A geht es um Ausdauer.
An Wochenenden oder Feiertagen finden verschiedene Touren der 5 Klassen meistens auf einem Rundkurs statt. Dabei geht es um Kilometerstrecken zwischen 41-70, 71-110, 111-150, 151-200 und über 200 km ohne Sollzeiten. Im Streckenverlauf sind Kontrollstellen anzufahren, die die Startkarte abstempeln. Zu den Radtourenfahrten zählen außerdem Etappenfahrten. Bei diesen Fahrten handelt es sich um mehrtägige, geführte Radtourenfahrten.
Radmarathon
Der Radmarathon bildet eine Sonderform der Radtourenfahrten und bezeichnet eine angemeldete Veranstaltung von mehr als 200 Kilometer Länge.
Country-Tourenfahren
Das Country-Tourenfahren im Breitensport wird auf dem Geländerad (ATB, MTB) auf öffentlichen Feld – und Waldwegen ohne Rangliste und Zeitnahme durchgeführt. Kürzere Strecken bis 25 Kilometer führen meist über einfache Wege und sind für Einsteiger und Familien geeignet. Für die längeren Strecken wird zumeist fahrerisches Können und die Beherrschung des Rads vorausgesetzt.
Auszeichnungen für Radfahrer im Breitensport
Der Bund deutscher Radfahrer e.V. verleiht seinen Mitgliedern jährlich eine Auszeichnung als Anerkennung für erbrachte Leistungen im sportlichen Radfahren. Die erforderlichen Leistungen und Voraussetzungen ergeben sich altersabhängig aus den Generalausschreibungen für die einzelnen Disziplinen. Je nach Disziplin ist dafür z.B. beim Radwandern ein Fahrtenpass oder beim Radtourenfahren eine RTF-Jahreswertungskarte zu beantragen.
Disziplinen im Rad-Leistungssport
Die Disziplinen im Leistungssport rund um das Fahrrad sind vielseitig – sie reichen vom Straßenrennsport bis zum Rad-Polo. Als konkurrenzfähige Radsport-Nation kann Deutschland auf viele nationale und internationale Erfolge zurückblicken, die namhafte Radsportler errungen haben.
Straßenrennsport
Im Straßenrennsport wird zwischen Rundstreckenrennen, Ein-Tages-Straßenrennen und Etappenfahrten unterschieden. Diese Disziplin erfordert viel Training, Ausdauer, Härte und Teamgeist. Die Sportler fahren in den Wettkämpfen allein gegen die Uhr, in der Mannschaft oder im großen Feld. Schüler und Jugendliche fahren Rennen zwischen 10 und 80 Kilometer, Frauen legen Distanzen bis zu 130 Kilometer zurück, während Amateure Strecken von bis zu 200 Kilometer zurücklegen. Berufsfahrer bewältigen dagegen Strecken bis 280 Kilometer. Zu den großen Rennen zählt die Tour de France oder der Giro d`Italia.
Bahnrennsport
Die Disziplinen des Bahnrennsports teilen sich in Sprint, Zweiermannschaftsfahren, Mannschaftverfolgung, Einerverfolgung oder Punktefahren. Diese Art des Radsports zeichnet sich besonders durch hohe Geschwindigkeiten und ein hohes Maß an Taktik aus – es werden bis zu 70 Stundenkilometern erreicht. Die Distanzen sind kürzer als bei Straßenrennen. Während Hallenpisten eine Länge zwischen 160 Metern und 250 Metern haben, sind Bahnen im Freien zwischen 250 Meter und über 400 Meter lang. Die Beläge bestehen aus Holz oder Beton. Das Sechstagerennen zählt zu den bekanntesten Hallenrennen des Bahnrennsports.
Querfeldein-Radrennen (Cross)
Die Querfeldein-Spezialisten scheuen kein Wetter. Auf unwegsamem Gelände sind sie unterwegs, denn ihre Strecken sind häufig im Wald oder auf einem Feld abgesteckt. Crossfahrer sind Steuerkünstler und müssen außerdem gut laufen können, wenn es mit dem Rad mal einen steilen Hang hoch geht. Auch eine Treppe hinunter zu fahren zählt zur Grundausbildung.
Mountainbiking (MTB)
Ursprünglich kommt die Sportart aus Amerika. Wettbewerbsmäßig betreibt der Bund Deutscher Radfahrer diese Disziplin seit 1989. Mountainbiker betreiben ihren Sport fernab vom Straßenverkehr auf befestigten Wald- und Feldwegen. Für das MTB gibt es speziell konstruierte Räder, die Fahren bergauf und bergab erleichtern.
Bicycle Moto Cross (BMX)
Diese Radsportdisziplin wird überwiegend von Kindern und Jugendlichen betrieben. BMX-Rennen finden auf Sandbahnen mit scharfen Kurven und Hindernissen statt. Die Bahnen haben eine Länge zwischen 300 und 400 Metern.
Fahrrad-Trial
Beim Fahrrad-Trial geht es die technisch einwandfreie Fahrt. Die Sportler benötigen im Wettbewerb einige Geschicklichkeit, um Hindernisse wie Baumstämme oder Felsen so zu umfahren, dass sie weder Hände noch Füße benötigen, um ihr Gleichgewicht zu halten, ansonsten gibt es Strafpunkte. Häufig werden Spezialräder eingesetzt. Für diese Sportart begeistern sich viele Jugendliche. Die Disziplin gilt als Basis aller Radsportarten.
Kunstradsport
Kunstradfahren erfordert ein hohes Maß an Körperbeherrschung. Anfänger werden in kleinen Schritten geschult. Schon in frühem Alter können Jungen und Mädchen mit dem Training beginnen. Kunstradsportler sind Akrobaten, die darauf trainiert sind, Übungen mit hohen Schwierigkeitsgraden zu meistern.
Radball/Rad-Polo
Bei dieser kampfbetonten Disziplin bilden zwei oder fünf Spieler eine Mannschaft. Es geht darum den mit Rosshaaren gefüllten Ball per Vorderrad in das gegnerische Tor zu befördern. Dabei stehen die Sportler oft auf ihren Pedalen. Bei Frauen und Mädchen wird Rad-Polo gespielt. Sie spielen dabei einen kleineren Ball mit dem Polostock.
Das Fahrrad steigt auf der Beliebtheitsskala stetig weiter an
Während im statistischen Durchschnitt schon im Jahr 2015 etwa 76 Prozent der deutschen Haushalte 2,4 Fahrräder pro Haushalt besaßen, sind es 2021 rund 80 Prozent der Haushalte, die mindestens 1 Fahrrad besitzen. Diese Zahlen ergaben sich aus einer repräsentativen Umfrage, die das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur beauftragt hatte. Dabei nutzten damals nur 38 Prozent das Fahrrad täglich oder mehrmals die Woche im Jahr 2021 sind es bereits 80 Prozent. Mit zunehmendem Alter geht die Nutzung jedoch zurück. Während 2015 das Auto mit 81 Prozent deutlich beliebter als das Fahrrad war, das nur auf 53 Prozent Zustimmung kam, halten das Fahrrad im Jahr 2021 bereits 55 Prozent der Bürger für unverzichtbar.
Autor: Redaktion Katja Schulte
Datum: 01/2017 | aktualisiert 27.01.2023
Bildquelle: © Bild von Jo Wiggijo auf Pixabay.com
Quellen und weiterührende Informationen:
BMVI – Radverkehr. 03.08.2022 (Abgerufen am 27.01.2023)
Studie ISI: Frauenhofer Institut. Nichttechnische Maßnahmen im Verkehr
rad-net.de / Amtliches Organ des BDR (Abgerufen am 27.01.2023)
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