Ein Reizdarmsyndrom kann sich mit Durchfällen oder Verstopfungen (Obstipation) zeigen. In den meisten Fällen betrifft die Funktionsstörung den Dickdarm, in dem die letzte Verdauungsphase stattfindet. In dieser Phase wird dem dünnflüssigen Nahrungsbrei das Wasser entzogen und unverdauliche Nahrungsbestandteile werden zu Stuhl verdickt.
Durchfall entsteht, wenn die Darmmuskulatur den Nahrungsbrei so schnell durch den Darm befördert, dass ihm zu wenig Wasser entzogen werden kann. Verstopfung entsteht dagegen dann, wenn die Darmmuskulatur den Nahrungsbrei zu langsam transportiert. Beim starken Zusammenziehen der Darmmuskulatur können auch Symptome in Form von schmerzhaften Krämpfen entstehen.
Das Reizdarmsyndrom tritt in unterschiedlich schweren Formen auf, oft in der Altersgruppe zwischen 35 und 50 Jahren. Insgesamt sind etwa 14 Prozent der Frauen und 9 Prozent der Männer in Deutschland betroffen.
Beim Reizdarmsyndrom müssen 3 Faktoren vorliegen
Vom Reizdarmsyndrom (RDS), das auch als nervöser Darm, Reizkolon oder Colon irretable bezeichnet wird, sprechen Expteren nach der aktuellen Definition der deutschen Fachgesellschaften, wenn drei Faktoren vorliegen.
Ein Faktor liegt vor, wenn beim Reizdarmsyndrom chronische, dass heißt länger als 3 Monate anhaltende Beschwerden wie zum Beispiel Bauchschmerzen oder Blähungen auftreten, die sowohl der Patient wie auch der Arzt auf den Darm beziehen und die in der Regel mit Stuhlgangveränderungen einhergehen.
Ein weiterer Faktor kommt zum Tragen, wenn die Beschwerden beim Reizdarmsyndrom der Grund dafür sind, dass der Patient deswegen Hilfe sucht und/oder sich sorgt und die Beschwerden müssen außerdem so stark sein, dass die Lebensqualität hierdurch deutlich beeinträchtigt wird.
Auch Voraussetzung für das Vorliegen des Reizdarmsyndroms ist, dass keine Veränderungen vorliegen, die für andere Krankheitsbilder charakteristisch sind und die wahrscheinlich für diese Symptome verantwortlich sind.
Mögliche Symptome beim nervösen Darm
Beim Reizdarmsyndrom kommt es zu einigen typischen Symptomen. Zu den typischen Symptomen zählt beim Reizdarmsyndrom besonders, dass sich die Anzeichen bei einer Vielzahl von Betroffenen im Laufe der Zeit von selbst verringern, bevor sie später dann erneut auftreten.
Weitere typische Symptome
Zu den weiteren typischen Symptomen gehören anhaltende Bauch- oder Unterleibsschmerzen sowie Unterleibskrämpfe, Durchfall und Verstopfung. Einhergehen kann das Reizdarmsyndrom außerdem mit einem Völlegefühl, mit Blähungen oder schleimigem Ausfluss.
Mögliche Ursachen beim Reizdarmsyndrom
Die Ursachen beim Reizdarmsyndrom sind noch weitgehend unklar. Forscher gehen davon aus, dass verschiedene Faktoren am Reizdarmsyndrom beteiligt sind. Erforscht ist jedoch noch nicht, ob diese Faktoren die Ursache oder die Folge des Reizdarmsyndroms sind.
Zu den ursächlichen Faktoren zählen beispielsweise Störungen der Darmmuskulatur und Entzündungen der Darmwand sowie überempfindliche Darmnerven. Auch ein vermehrtes Auftreten nach Darminfektionen sowie die vermehrte Anwesenheit von Bakterien im Dünndarm zählen zu den Ursachen.
Der Grund kann aber auch in einer genetischen Veranlagung, Stress oder psychischen Belastungen liegen.
Auch Ernährungsgewohnheiten und Nahrungsmittelunverträglichkeiten können ursächlich sein.
Die Forschung nach den Ursachen des Reizdarmsyndroms erstreckt sich auch auf das autonome Nervensystem im Verdauungstrakt, das auch als Bauchhirn bezeichnet wird und aus mehr als 100 Millionen Nervenzellen besteht.
Das Bauchhirn steuert unter anderem die Darmmuskulatur und den Transport des Darminhalts. Menschen mit übersensibelen Bauchnerven können auf Anspannung oder Stress mit Darmbewegungsstörungen sowie Magen- und Darmkrämpfen reagieren.
Reizdarmpatienten scheinen nach Expertenangaben auch die ganz normalen Verdauungsvorgänge als schmerzhaft wahrzunehmen.
Diagnose beim Reizdarmsyndrom
Eine eindeutige Diagnose bei Verdacht auf das Reizdarmsyndrom beschreiben Experten als sehr aufwändig. Das Reizdarmsyndrom gilt nicht als gefährliche Erkrankung. Je nach Schwere der Symptome kann die Lebensqualität aber dennoch stark beeinträchtigt sein, etwa für Betroffene, die das Gefühl haben, die Kontrolle über den Körper zu verlieren und Mahlzeiten und Termine genau abstimmen müssen.
Das Reizdarmsyndrom äußert sich durch verschiedene Symptome und ist aufwändig zu diagnostizieren. Bei der Diagnosefindung spielen neben den Symptomen weitere Faktoren eine Rolle. Von Bedeutung sind nicht nur Krankheitsgeschichte und Ernährungsgewohnheiten, auch der Lebensstil und eventuell vorliegende Lebensmittelunverträglichkeiten können wichtige Hinweise liefern.
Neben Blutuntersuchungen zählen bei Verdacht auf ein Reizdarmsyndrom auch Stuhluntersuchungen sowie Ultraschall und Darmspiegelungen zum Einsatz. Seltener werden vom Arzt Röntgenuntersuchungen veranlasst.
Andere Ursachen für die Beschwerden beim Reizdarmsyndrom müssen ausgeschlossen werden
Mit dem Reizdarmsyndrom vergleichbare Beschwerden können auch von anderen Erkrankungen oder Lebensmittelunverträglichkeiten ausgehen. Solche Faktoren sollten durch entsprechende Tests ausgeschlossen werden. Allerdings können verschiedene Beschwerden auch gemeinsam auftreten.
Zu den Auslösern für vergleichbare Beschwerden zählen beispielsweise die Lactoseintoleranz (Milchzucherunverträglichkeit) und die Fructosemalabsorption (Fruchtzuckerunverträglichkeit). Aber auch die Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) zählt zu den Erkrankungen, die mit vergleichbaren Beschwerden einhergehen können.
Das Auftreten weiterer Symptome wie etwa Blut im Stuhl, Fieber, Blutarmut, starke Bauchschmerzen oder deutlicher Gewichtsverlust kann auf verschiedene andere Darmerkrankungen hinweisen.
Zu diesen Erkrankungen zählen insbesondere die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. In Frage kommen außerdem eine Divertikulitis sowie Darmkrebs und Gallensteine.
Behandlung bei Reizdarmsyndrom
Eine Heilung ist beim Reizdarmsyndrom ist bislang nicht möglich. Die Behandlung orientiert sich an den vorliegenden Symptomen mit dem Ziel, die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Betroffene reagieren selten einheitlich, so dass jeder seine Befindlichkeiten und die optimale Behandlung selbst herausfinden muss.
Hilfreich zum Auffinden von besonders gut oder schlecht bekömmlichen Lebensmitteln kann dabei das Führen eines Symptom- und Ernährungsprotokolls sein.
Verschiedene Möglichkeiten und Maßnahmen zur Behandlung sind beim Reizdarmsyndrom einsetzbar. Zu den Maßnahmen zählen neben einer Ernährungstherapie, bei der die Ernährung individuell auf die Symptome abgestimmt wird, die Anpassung des Lebensstils. Empfohlen wird auch ausreichend Bewegung und die Aufnahme einer ausreichenden Menge an Ballaststoffen wie Flohsamenschalen und Leinsamen.
Weitere Maßnahmen sind krampflösende Mittel, Probiotika sowie Pfefferminzöl.
Auch Methoden zur Stressbewältigung können beim Reizdarmsyndrom eingesetzt werden.
Aber auch Mittel gegen Verstopfung oder Durchfall oder Arzneimittel wie zum Beispiel Antidepressiva oder Antibiotika können zur Anwendung kommen. Arzneimittel können Nebenwirkungen haben und Beschwerden manchmal auch verstärken. Der Einsatz sollte gut überlegt sein.
Empfohlene Ernährung beim Reizdarmsyndrom
Beim Reizdarmsyndrom empfehlen Experten keine spezielle Diät für Betroffene. Aber eine abgestimmte Ernährung nach Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE), die sich nach den individuellen Symptomen ausrichtet, kann positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf nehmen.
Geeignet ist eine vollwertige Ernährung, die an den persönlichen Kalorienbedarf angepasst ist. Bei einer möglichst fettarmen Zubereitung der Speisen, sollen möglichst alle Lebensmittel den Speiseplan ausfüllen. Nur solche Lebensmittel sollten aus dem Speiseplan gestrichen werden, die tatsächlich Beschwerden auslösen. Ansonsten soll die Lebensmittelauswahl nicht unnötig eingeschränkt werden, um Fehlernährung und Mangelernährung vorzubeugen.
Bei vielen Betroffenen Beschwerden lösen panierte Lebensmittel, geräucherte Lebensmittel sowie stark gewürzte Speisen Symptome aus. Beim Reizdarmsymptom kommt es auch durch zu heiße oder kalte Speisen bei einigen Betroffenen zu Symptomen.
Während ebenso Substanzen wie Fruchtzucker, künstliche Süßstoffe, Milchzucker und Zuckeralkohole Beschwerden auslösen können, wirken sich Probiotika und Ballaststoffe häufig positiv aus das Reizdarmsyndrom aus.
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Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 10/2016 | aktualisiert 18.01.2023
Quellen und weiterführende Informationen:
Layer, P. et al: S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom. Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie. Gemeinsame Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs-und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM)
DGE-Infothek. Essen und Trinken bei Reizdarmsyndrom. 1. Auflage 2013
Gerd Herold et al. Innere Medizin. Verlag Gerd Herold. Köln. 2010
Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen
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