Schadstoffe und Keime gelangen oft durch Hausleitung ins Trinkwasser
Manche Wasserleitungen und Armaturen belasten die Trinkwasserqualität. Nach Angaben des Umweltbundesamtes schnitt die Trinkwasserqualität der deutschen Versorger im Jahr 2019 insgesamt zwar sehr gut ab und die untersuchten Wasserproben zeigten, dass die Grenzwerte für Keime und Schadstoffe im deutschen Trinkwasser nur selten überschritten wurden. Dennoch lauern in einigen deutschen Haushalten und an verschiedenen Arbeitsplätzen immer noch ernst zu nehmende Gesundheitsgefahren im Leitungswasser. Das Trinkwasser zählt zu den am strengsten kontrollierten Lebensmitteln, um Bürger gegen belastende Keime und Schadstoffe zu schützen. Trotzdem gelangen gesundheitsgefährdende Keime und Schadstoffe häufig unbemerkt über die unkontrollierten, hauseigenen Wasserleitungen und Armaturen ins Trinkwasser und von da aus in den Körper. Für die Schadstofffreiheit in den Leitungen der Hausinstallation ist in aller Regel der Eigentümer der Immobilie verantwortlich.
Gesundheitsgefahren durch Wasserleitungen im Gebäude
Schadstoffbelastungen im Trinkwasser können durch die Wasserrohre verursacht werden. Im Durchschnitt verbraucht eine Person 120 Liter geklärtes Trinkwasser am Tag, das zunächst durch die Wasserleitungen im Gebäude rinnt, bevor es an verschiedenen Stellen im Haus oder am Arbeitsplatz abgenommen wird. Dabei fließt so manches reine Leitungswasser im Gebäude durch Rohre, deren Material das Wasser potentiell mit schädlichen Stoffen belastet.
Welche Schadstoffe auf dem Weg zum Wasserhahn ins Trinkwasser eingetragen werden und welche gesundheitlichen Auswirkungen damit in Zusammenhang stehen können, hängt neben dem Material der Wasserleitung auch vom Alter der Rohre und von der Art der Nutzung ab.
Das Umweltbundesamt empfiehlt eine Probennahme zur Feststellung der Kontamination bei Wasserleitungen, die hauptsächlich aus folgenden Metallen bestehen:
- Blei
- Bleihaltige Kupferlegierungen
- Blanke Kupferrohre, die nicht die DIN 50930-6 erfüllen
- Verchromte und vernickelte Bauteile
- Verzinkte Stahlrohre
- Gusseiserne Stahlrohre
Schadstoffe und Keime in Wasserleitungen und Armaturen
Nicht alle Metalle und Legierungen können bedenkenlos verwendet werden. Wasserleitungen und Armaturen beeinflussen die Qualität des Trinkwassers deutlich. Unbedenklich bei jedem Leitungswasser einsetzbar sind nur Wasserrohre aus Edelstahl, innenverzinntem Kupfer und Kunststoffe, die das Prüfsiegel DVGW tragen. Wasserrohre aus verschiedenen anderen Werkstoffen bergen bei Überschreitung der Grenzwerte Gesundheitsrisiken. Sie können spürbare Symptome und Erkrankungen bei Anwendern verursachen. Auch manche Armaturen und Rohrverbinder belasten die Gesundheit durch Verkeimung und erhöhte Schadstoffbelastung.
Abhängig vom Material spricht das Umweltbundesamt für Armaturen und verschiedene Rohre Empfehlungen zur Handhabung und Schadstoffreduzierung aus: (Für Details klicken Sie in ein Feld)
Ein Wassertest bringt Klarheit
Was tun bei Verdacht auf belastetes Trinkwasser? Klarheit über belastende Schadstoffe oder mikrobielle Belastungen im hauseigenen Trinkwasser lässt sich nur durch einen Wassertest gewinnen, bei dem eine Wasserprobe zur Laboranalyse gegeben wird. Oft gehen Mieter diesen Weg. Wenn der Wassertest einen begründeten Verdacht darauf ergibt, dass Grenzwerte überschritten sind, empfehlen Experten, das örtliche Gesundheitsamt zu informieren. Gesundheitsämter unterstützen bei der fachmännischen Überprüfung mit Informationen und Kontaktadressen, auch zu einem akkreditierten Labor.
Ob ein Grenzwert eingehalten wird, entscheidet die mittlere wöchentliche Belastung einer Trinkwassermenge aus dem Haushalt des Verbrauchers. Die Wasserprobe für den Wassertest muss nach einem speziellen Probenahmeverfahren gewonnen werden.
Mieter können eine Trinkwasserqualität verlangen, die der Trinkwasserverordnung entspricht und diese Qualität auch beim Vermieter einfordern, wenn durch einen Wassertest Grenzwertüberschreitungen nachweisbar sind. In bestimmten Fällen ist sogar eine Mietminderung oder ein teilweiser Einbehalt der Miete möglich, bis der Mangel beseitigt ist.
Ein Wassertest lässt sich auch privat durchführen
Wasserproben für den Wassertest kann man auch selbst vor Ort vom Wasserhahn abnehmen und zur Untersuchung in ein Analyselabor senden. Im Internet bieten verschiedene qualifizierte Labore Wassertests an, die sich einfach bestellen und durchführen lassen.
Bestellbar sind Wassertests auf Legionellen oder Schwermetalle wie Blei, Nickel, Kupfer und viele andere Substanzen. Auch auf die Eignung für Babynahrung kann man sein Trinkwasser testen lassen. Kosten für den Trinkwassertest richten sich nach dem Umfang der zu analysierenden Schadstoffe und/oder Keime. Auch ohne begründeten Verdacht kann jeder sein Wasser privat analysieren lassen. Die Kosten betragen z.B. um die 25 Euro für einen einfachen Wassertest auf Blei. Einen Wassertest auf Legionellen kann man um die 50 Euro bestellen.
Wenn es allerdings um rechtliche Ansprüche geht, müssen sowohl die Probennahme als auch die Analyse bestimmte Voraussetzungen erfüllen, um anerkannt zu werden. Ob ein Wassertest aus dem Internet die geforderten Voraussetzungen erfüllt, sollte man im Zweifelsfall zuvor mit dem Labor abklären.
Wasserfilter helfen gegen Verkeimung und Schwermetalle
Die Filter müssen regelmäßig ausgetauscht werden. Verschiedene Wasserfilter können Keime, Schwermetalle und viele andere unerwünschte Substanzen weitestgehend vollständig aus dem Trinkwasser herausfiltern. Wenn die Filter in den Geräten aber gesättigt sind und nicht rechtzeitig ausgetauscht werden, ist das Wasser durch den Filter sehr stark belastet und es kann im gefilterten Wasser zu einer gesundheitsschädlichen Kontamination kommen.
Geeignetes Ersatzmaterial für belastende Wasserleitungen
Die Materialauswahl richtet sich nach verschiedenen Faktoren. Um das geeignete und kostengünstigste Ersatzmaterial für belastende Wasserleitungen bestimmen zu können, berücksichtigen Planer und Installationsbetriebe vor Ort verschiedene Faktoren. Dazu zählt auch die Trinkwasserzusammensetzung, die zusammen mit den Werkstoffen, Armaturen und sonstigen Geräten die Vorgaben der Trinkwasserverordnung erfüllen muss. Denn Rohre aus verzinktem Stahl oder blankem Kupfer dürfen nicht in Verbindung mit jedem Trinkwasser verwendet werden.
Sauberes Trinkwasser: Sanierung von belastenden Wasserleitungen
Eine Rohrsanierung ist durch Auskleidung mit Epoxidharz möglich. Korrodierte Trinkwasserleitungen aus Kupferrohr oder verzinktem Stahlrohr, die das Trinkwasser mit zu hohen Mengen der Metalle belasten, können mit speziellen Beschichtungsverfahren direkt im betroffenen Gebäude saniert werden. Dazu werden die gereinigten Innenflächen der Rohre mit Epoxidharz ausgekleidet.
Allerdings empfiehlt das Umweltbundesamt für die Sanierung nur geprüfte Epoxidharze. Die empfohlenen Epoxidharze sollten der „Leitlinie zur hygienischen Beurteilung von Epoxidharzbeschichtungen im Kontakt mit Trinkwasser“ entsprechen und auch dem DGVW-Arbeitsblatt 270 „Vermehrung von Mikroorganismen auf Werkstoffen für den Trinkwasserbereich“.
Eine Rohrsanierung darf nur von qualifizierten Fachfirmen vorgenommen werden.
Trinkwasserverordnung regelt die Grenzwerte
Wie hoch darf das Trinkwasser belastet sein? Wie hoch die Konzentration von verunreinigenden Keimen und Schadstoffen in deutschem Trinkwasser sein darf, regelt die Trinkwasserverordnung (TrinkwV). Als verbindliches Regelwerk zur Wasserqualität für den menschlichen Gebrauch, soll sie die Reinheit und Genusstauglichkeit von Trinkwasser gewährleisten.
70 % des Trinkwassers wird aus Grundwasser und Quellwasser gewonnen, die restliche Menge stammt aus Seen, Talsperren, Flüssen oder aus filtriertem Oberflächenwasser. Mineralwasser und Heilwasser zählen nicht zum Trinkwasser, ihre Grenzwerte werden in einer eigenen Verordnung geregelt.
Die Gesundheitsämter der Bundesländer überwachen die Einhaltung der Richtlinien und können Anordnungen bei Verstößen erlassen.
Grenzwerte für Keime und Schadstoffe im Trinkwasser
Während für einige Keime ein Grenzwert von 0 vorgeschrieben ist, dürfen verschiedene chemische Schadstoffe in bestimmter Menge im Trinkwasser vorkommen, die in dieser Menge nicht als gesundheitsschädlich gelten.
Bis zur Höhe der bestimmten Grenzwerte wird ausgeschlossen, dass bei lebenslangem Genuss des Trinkwassers eine Schädigung der menschlichen Gesundheit eintritt. Die Berechnungen stützen sich auf einen täglichen Trinkwasserkonsum von 2 Litern. Ausnahmen von den Grenzwerten genehmigen Gesundheitsämter nur in seltenen Fällen für die Dauer von höchstens 3 Jahren, aber nie bei mikrobiellen Verunreinigungen.
Verantwortlichkeit und Haftung für die Trinkwasserqualität
Wasserversorger und Hausbesitzer sind für das Trinkwasser verantwortlich. Wenn gewerbliche Vermieter und auch Betreiber von öffentlichen und öffentlich zugänglichen Gebäuden wie etwa Ämter, Wohnheime, Gaststätten u.s.w. die Grenzwerte am Wasserhahn nicht einhalten und somit die erforderliche Trinkwasserqualität nicht eingehalten wird, machen sie sich als Eigentümer des Gebäudes strafbar.
Jedes Wasserversorgungsunternehmen hat die Pflicht, dem Kunden am Ende der Hausanschlussleitung ein Trinkwasser zu liefern, das der Qualität entspricht, die die Trinkwasserverordnung fordert. Das Ende der Hausanschlussleitung, bis zu der der Wasserversorger verantwortlich ist, befindet sich meist am Haupthahn im Gebäudekeller. Geregelt ist die Verantwortlichkeit zwischen Kunden und Wasserversorger im Wasserversorgungsvertrag. Ab dem Anfang der Hausinstallation ist der Hauseigentümer für die Wasserqualität verantwortlich. Wenn das Trinkwasser belastet ist, muss festgestellt werden, ob der Wasserversorger oder der Hauseigentümer für die Belastung und deren Beseitigung aufkommen muss.
Nicht nur für kommunale Versorger, auch für Einzelversorger und Gebäudebesitzer besteht eine Nachweispflicht für die Einhaltung der Wasserqualität.
Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 02/2020 | aktualisiert 18.01.2023
Bildquelle: ©Karolina Grabowska@pixabay.com (CCO Creative Commons Lizenz)
Quellen und weiterführende Informationen:
- Umweltbundesamt. Trinkwasser 30.07.2019
- Umweltbundesamt. Blei im Trinkwasser 02.05.18
- Umweltbundesamt. Trinkwasserqualität 17.10.2019
- Umweltbundesamt. Trink was. Trinkwasser aus dem Hahn. Gesundheitliche Aspekte der Trinkwasserinstallation. Informationen und Tipps für Mieterhaus- und Wohnungsbesitzer. 2007
- Fachverband Sanitär-, Heizung-,Klima- und Klempnertechnik (FVSHK)
- DGVW
- VDI
- AVBWasserV
- Bundesministerium für Gesundheit
Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen
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