Etwa ein bis zwei Prozent der Frauen in Deutschland sind von einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) betroffen. Frauen leiden häufiger unter einer Schilddrüsenüberfunktion als Männer. Sie erkranken daran etwa vier bis fünf mal häufiger. Die Hyperthyreose tritt meistens zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr auf.
Bei der Schilddrüsenüberfunktion kommt zur übermäßigen Produktion von Schilddrüsenhormonen
Die krankhafte Schilddrüsenüberfunktion, die als Hyperthyreose bezeichnet wird, äußert sich durch eine übermäßige Produktion der Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4), die im Körper ein Überangebot entstehen lassen. Das Hormon Thyreotropin (TSH) übt einen zusätzlichen Wachstumsreiz und eine gesteigerte Produktion der Schilddrüsenhormone auf das Schilddrüsengewebe aus. Gebildet wird TSH in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse).
Schilddrüsenhormone regeln im Körper wesentliche Stoffwechselvorgänge. Diese Hormone haben nicht nur Wirkung auf das Wachstum und die körperliche und geistige Entwicklung, sondern auch auf das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit. Zum Aufbau dieser Hormone benötigt die Schilddrüse Jod.
Ursachen und Auslöser für eine Überfunktion der Schilddrüse
Eine Schilddrüsenüberfunktion kann viele Ursachen haben und durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden. Dazu gehören unter anderem auch Schwangerschaft, Wehen, Infektionskrankheiten oder jodhaltige Kontrastmittel. Der Schweregrad der Überfunktion ist von der Ursache unabhängig.
Neben genetischen Faktoren kann auch Jodmangel in Verbindung mit weiteren Faktoren eine Schilddrüsenüberfunktion auslösen.
Oft ist die Autoimmunkrankheit Morbus Basedow ursächlich
Die genetisch bedingte Autoimmunkrankheit, bei der sich das Immunsystem zerstörend gegen körpereigenes Gewebe richtet, tritt häufiger bei Frauen zumeist ab dem 35. Lebensjahr auf. Diese Art der Schilddrüsenüberfunktion kann mit Struma (Kropf), diffusem Struma oder Knotenstruma einhergehen und bildet mit 60 bis 80 Prozent die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenüberfunktion.
Bei einem großen Teil der Betroffenen bildet sie sich spontan zurück, kann aber wieder zurück kehren.
Ursache Schilddrüsenautonomie
Ursächlich für die Schilddrüsenüberfunktion kann altersbedingt auch ein fehlender Einfluss von regulierenden TSH Hormonen in der Schilddrüse sein.
Außerdem kann sich der autonome Schilddrüsenanteil infolge von Jodmangel über Jahre unbemerkt vergrößern und in Verbindung mit einer plötzlichen hohen Jodzufuhr durch zum Beispiel jodhaltige Medikamente oder Desinfektionsmittel zu einer Hyperthyreose führen.
Ursache Marine-Lenhardt-Syndrom
Eine Kombination aus autoimmunogener Erkrankung und Schilddrüsenautonomie kann ebenfalls auftreten.
Weitere Auslöser für eine Schilddrüsenüberfunktion
Zu den weiteren möglichen Auslösern zählen neben der erhöhten Zufuhr von Schilddrüsenhormonen auch hormonproduzierende Tumoren der Schilddrüse oder der Hypophyse. Auch Entzündungen der Schilddrüse mit verschiedener Ursache können auslösend sein.
Symptome bei Schilddrüsenüberfunktion
Mediziner fassen einige typische Symptome bei der Schilddrüsenüberfunktion zusammen. Doch nicht immer werden diese Symptome sofort mit einer Schilddrüsenüberfunktion in Verbindung gebracht, weil viele der Anzeichen auch alltags-oder stressbedingt auftreten können.
Zu den typischen zählen ein veränderter Herzschlag, Gereiztheit, starkes Schwitzen und Schlaflosigkeit sowie Haarausfall, Zyklusstörungen und vorübergehende Unfruchtbarkeit.
Eine Überfunktion kann sich aber auch durch leichtes Fieber, eine Muskulaturschwäche, Nervosität oder Zittern sowie allgemeine psychomotorische Unruhe bemerkbar machen.
Weitere Anzeichen sind Osteoporose, Fettleber oder das Vortreten der Augäpfel (Morbus Basedow).
Es kann auch zu Gewichtsverlust trotz Heißhungers kommen sowie zu Hautveränderungen an Fingern und Zehen (Akropachie).
Folgen der Schilddrüsenüberfunktion
Verschiedene Folgeerkrankungen können sich entwickeln. Unbehandelt kann eine Schilddrüsenüberfunktion zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen führen.
Mögliche Folgeerkrankungen sind neben der Osteoporose auch Stoffwechselstörungen sowie Herzschwäche und Schäden des Herzmuskels. Es kann außerdem zu Funktionsstörungen von Drüsen kommen.
Therapie bei Schilddrüsenüberfunktion
Je nach Ursache erfolgt die Therapie einer Schilddrüsenüberfunktion medikamentös, operativ oder durch die Radiojodtherapie.
Medikamentöse Therapie
Eine medikamentöse Therapie soll die Bildung der Schilddrüsenhormone hemmen. Die Medikamente werden in der Höhe der Dosis angepasst und die Therapie erfolgt solange, bis eine Normalisierung der Laborwerte (Euthyreose) eintritt. Eingesetzt werden u.a. Thyreostatika.
Operative Therapie
Eine Operation soll die Schilddrüsenüberfunktion dauerhaft verhindern und erfolgt erst nach erfolgreicher medikamentöser Einstellung auf normale Laborwerte.
Während bei einem Karzinom die Schilddrüse vollständig entfernt wird (Thyreoidektomie), versuchen Mediziner bei einer gutartigen Vergrößerung je nach Ursache möglichst viel Schilddrüsengewebe zu erhalten (Strumaresektion). Anschließend ist je nach Ursache eine medikamentöse Therapie mit Jod oder mit Hormonen erforderlich.
Behandlung durch Radiojodtherapie
Oft bietet die Radiojodtherapie eine Alternative zur Operation. Auch sie ist aber erst möglich, nachdem die medikamentöse Einstellung auf normale Laborwerte erfolgt ist. Schwangere und Stillende sind wegen möglicher Schäden für das Kind von der Radiojodtherapie ausgenommen.
Extremfall: Thyreotoxische Krise
Es kann zu einem Extremfall kommen. Im Verlauf einer Hyperthyreose besteht unabhängig von der Ursache das Risiko für eine thyreotoxische Krise, die eine lebensbedrohliche Verschlimmerung bedeuten kann. Die Anzeichen reichen von Herzrhythmusstörungen über Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma.
Innerhalb weniger Stunden oder Tage kann sich eine derartige lebensbedrohliche Verschlimmerung der Schilddrüsenüberfunktion entwickeln. Ursächlich dafür können jodhaltige Medikamente, Operationen oder Begleiterkrankungen sein.
Der Jodbedarf
Ein Erwachsener benötigt etwa 200 Mikrogramm (µg) Jod pro Tag, das er über die Nahrung aufnehmen muss. In Deutschland ist die ausreichende Zufuhr bei vielen Menschen nicht immer ausreichend, so dass häufiger ein Jodmangel festgestellt wird.
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Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 10/2016 | aktualisiert 18.01.2023
Quellen und weiterführende Informationen:
Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin e.V. Leitlinie zur Schilddrüsendiagnostik. Stand 02.01.2003
Frank Grünwald, Karl-Michael Derwahl. Diagnostik und Therapie von Schilddrüsenerkrankungen. Frankfurt/Berlin. 2014
M. Dietlein, H. Schicha. Schilddrüse 2003. Walter de Gruyter. 2004
Lai-Chu See et al. Hyperthyroid and Hypothyroid Status was Strongly Associated with Gout and Weakly Associated with Hyperuricaemia. PlosOne, 8. Dezember 2014
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