Die Seniorenernährung ist in Deutschland häufig unzureichend. Wie die letzte bundesweite Verzehrserhebung ergab, ernähren sich viele ältere Menschen nicht altersgerecht, so dass es deshalb bei zahlreichen Senioren zu deutlichen Lücken in der Nährstoffversorgung kommt.
Eine unzureichende Ernährung führt nach Angaben von Ernährungsexperten besonders bei Senioren zu Ungleichgewichten im Körper. Dadurch wird ein schwaches Immunsystem und die Anfälligkeit für Infekte begünstigt.
Zudem steigt das Risiko für ernährungsmitbedingte Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herz- Kreislauferkrankungen und Diabetes mellitus.
Häufige Defizite in der Seniorenernährung sorgen für Nährstoffmangel
Nach den letzten deutschlandweiten Erhebungen ergab sich insbesondere für die Gruppe der Senioren ein häufiger Mangel an den Mineralstoffen Kalzium, Jod und Zink sowie ein Mangel an verschiedenen Vitaminen. Hinzu kam bei einer Vielzahl älterer Menschen eine mangelhafte Versorgung mit pflanzlichem Eiweiß und ungesättigten Fettsäuren, gesunden Kohlenhydraten und Ballaststoffen.
Die Untersuchungen ergaben, dass sich zahlreiche Senioren nicht nach den allgemeinen Ernährungsempfehlungen richteten. Ihre Ernährung enthielt einen zu hohen Fettanteil und auch verzehrten sie zu viele nicht besonders nahrhafte Weißmehlprodukte. Den Verzehr von Fleisch stuften Experten auch für zu hoch ein.
Insgesamt ergab sich für die Gruppe der älteren Menschen ebenfalls eine zu hohe Energiezufuhr.
Der Körper stellt im Alter andere Ansprüche an die Ernährung
Ab 65 gilt man als älterer Mensch. Heute sind bereits mehr als 16,9 Millionen Deutsche älter als 65 Jahre. Wie vital sich jemand fühlt, hängt aber nicht allein vom Alter ab, sondern nebenbei auch von den Genen, der Art der Lebensweise sowie von den guten oder schlechten Gewohnheiten, die bis dahin gepflegt wurden.
Doch gleichzeitig bringt das Alter verschiedene Veränderungen mit, auf die man sich durch eine altersgerechte Ernährung zwangsläufig einstellen muss.
Die Gründe für Nährstoffmangel liegen oft bei Veränderungen im Alter
Neben körperlichen Veränderungen ist es auch der veränderte Energiebedarf, der im Alter zum Tragen kommt. Es wird weniger Energie vom Körper verbraucht, wobei jedoch der Nährstoffbedarf steigt.
Auch die Verdauung ändert sich mit zunehmendem Alter. Sowohl die Kauleistungen wie auch das Durstempfinden ändern sich ebenfalls häufig. Nicht jede Art von Nahrung kann mehr ohne Probleme verzehrt werden und auch der Flüssigkeitshaushalt kann durch ein vermindertes Durstgefühl beeinträchtigt werden. Dabei ist es im Alter überaus wichtig, genügend Flüssigkeit aufzunehmen. Empfohlen werden täglich mindestens 1,5 Liter, um eine Dehydration zu vermeiden.
Die Ernährungsweise anpassen und professionelle Hilfe nutzen
Durch vollwertige Seniorenernährung lässt sich auch im Alter noch an Vitalität gewinnen. Ernährungswissen und die Umstellung der täglichen Ernährung auf Vollwertkost helfen dabei, sich gerade im Alter auf die veränderten Bedürfnisse des Körpers einzustellen zu können und auch möglicherweise bereits vorhandene Ungleichgewichte auszugleichen.
Ernährungsberatungen zum Thema Seniorenernährung und spezielle Kurse der Krankenkassen können Senioren bei der Ernährungsumstellung unterstützen.
Ein wichtiger Faktor ist die Anpassung der Kalorienzufuhr an den Grundbedarf
Die folgenden Informationen richten Experten an gesunde ältere Personen, die nicht auf eine besondere Diät angewiesen sind und sich zuhause selbstständig verpflegen können:
Im Focus steht es, die Kalorienzufuhr zu senken und die Nährstoffzufuhr zu erhöhen
Mit fortschreitendem Alter sinkt der Energiebedarf. Der Körper senkt in Folge der abnehmenden Bewegung seinen Grundumsatz und damit gleichzeitig seinen Kalorienbedarf. Doch der Nährstoffbedarf reduziert sich nicht. Beginnend mit dem 40. Lebensjahr kommt der Körper mit weniger Energie aus. Ab dem 55. Lebensjahr benötigt er sogar pro Lebensjahrzent ungefähr jeweils 100 kcal weniger.
Der durchschnittliche Grundumsatz für Menschen über 65 Jahre beträgt nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) bei den Frauen 1.170 Kalorien bei einem Gewicht von 55 Kilogramm und bei den Männern 1.410 Kalorien bei einem Gewicht von 68 Kilogramm.
Mit steigender körperlicher Aktivität erhöht sich der Energiebedarf. Neben nährstoffreicher Seniorenernährung wird im Alter deshalb gleichzeitig regelmäßige gesunde Bewegung empfohlen. Viele Angebote im Bereich Fitness und gesunde Bewegung sind speziell abgestimmt auf die Bedürfnisse von Senioren.
Allgemeine Nährstoffempfehlungen für Senioren
Ernährungsexperten empfehlen eine angepasste Nährstoffzusammenstellung. Als ernährungswissenschaftlich optimal gilt für Senioren neben der ausreichenden Flüssigkeitszufuhr eine energiearme, aber nährstoffreiche Ernährungsweise. Die entsprechenden Nährstoff-Empfehlungen basieren auf den D-A-CH-Referenzwerten.
Danach gelten nach dem 50. Lebensjahr bestimmte Empfehlungen zur Zusammenstellung der täglichen Ernährung, um die täglich empfohlene Gesamtzufuhr zu erreichen.
Kohlenhydratzufuhr weniger als 50 Prozent
Dieses entspricht etwa 300 Gramm an Kohlenhydraten und 30 Gramm an Ballaststoffen. Gesunde Kohlenhydrate sind ein Bestandteil von Obst und Gemüse. Obst und Gemüse sind außerdem reich an gesunden Ballaststoffen, Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen.
Gesunde Kohlenhydrate und Ballaststoffe finden sich vor allem auch in pflanzlicher Stärke von Vollkornbrot, Getreide, Gemüse oder Kartoffeln. Es sollten nicht mehr als 30 bis 50 Gramm der Gesamtenergie an Zucker aufgenommen werden.
Maximal 30 Prozent Fett
Der täglich empfohlene Fettanteil beläuft sich etwa auf 40 Gramm. Hierzu zählen auch unsichtbare Fette wie sie in Wurst, Süßigkeiten oder Fertiggerichten vorkommen.
Empfehlenswert sind besonders pflanzliche Fette wie hochwertige Öle mit vielen ungesättigten Fettsäuren. Die Verwendung von leicht verdaulichen tierischen Fette, wie Butter oder Schweineschmalz sollte mäßig sein.
Proteine: 9 bis 11 Prozent
11 Prozent Proteine entsprechen etwa 60 Gramm an aufzunehmenden Eiweißen. Empfohlen wird, den Eiweißbedarf zur Hälfte aus tierischen und zur anderen Hälfte aus pflanzlichen Eiweißen mit hoher biologischer Wertigkeit zu decken.
Neben magerem Fisch, Fleisch oder Geflügel sollten die Mahlzeiten aus Hülsenfrüchten, Nüssen, Kartoffeln, Soja oder Getreide bestehen.
Besonders für Senioren ungeeignete Lebens- und Genussmittel
Neben zuckerhaltigen und fetthaltigen Lebensmitteln ist auch Alkohol im Alter nicht empfehlenswert, da die Fähigkeit des Körpers, den Alkohol abzubauen, im Alter nachlässt. Grund dafür ist die nachlassende Durchblutung und die herabgesetzte Speicherfähigkeit der Leber.
Die Kalziumzufuhr an die körperlichen Veränderungen anpassen
Beide Geschlechter büßen mit dem Alter unterschiedlich hohe Mengen an Kalzium aus der Knochen
Wer kein Fleisch kauen kann, hat neben dem Pürieren die Möglichkeit, auf Hackfleisch oder Fisch auszuweichen. Regelmäßige zahnmedizinische Untersuchungen und/oder Behandlungen werden empfohlen.
Salzmenge im Auge behalten
Wenn im Alter das Geschmacks- oder Geruchsempfinden nachlässt, verleitet das häufig zu erhöhtem Salzen.
Zu viel Salz kann das Wasser im Körper binden, deshalb eignen sich daneben insbesondere verdauungsanregende Gewürze wie Pfeffer, Ingwer, Curry oder Paprika und Kräuter wie Rosmarin, Liebstöckel, Salbei, Estragon, Dill oder Thymian zum Würzen.
Auch Sojasoßen, angebratene Zwiebeln und Knoblauch sind zum gesunden Würzen von Speisen geeignet und haben darüber hinaus noch gesundheitsfördernde Eigenschaften.
Hinzu kommt, dass durch eine häufig zu hohe Kochsalzzufuhr auch der Blutdruck steigt und sich damit das Risiko für Herz- Kreislauferkrankungen deutlich erhöht. Insbesondere Fertiggerichte enthalten oft einen überaus hohen Salzanteil, der dazu führt, dass die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) täglich empfohlene Aufnahmemenge von höchstens 5 Gramm Salz schnell überschritten wird.
Die Experten der WHO bringen einen moderaten Salzkonsum in direkte Verbindung mit einem längeren und gesünderen Leben.
Nährstoffmangel durch Probleme mit Nahrungsaufnahme
Bei Gebiss- Kau- oder Schluckbeschwerden können Senioren statt frischem Obst und Gemüse alternativ frisch gepresste Säfte oder Smoothies einsetzen. Wenn Rohkost oder Obst nicht verzehrbar ist, lässt es sich entweder fein reiben oder kurz blanchieren und gegebenenfalls pürieren. Auch Kartoffeln, Gemüse und Fleisch kann man bei Bedarf entsprechend pürieren.
Verzichten müssen Senioren auch auf Vollkornprodukte nicht, sie können zu Brei verarbeitet oder in Suppen gekocht werden. Vollkornschrot lässt sich über Nacht einweichen und etwa in Aufläufen verarbeiten.
Ein Senior, der keine Milch mehr verträgt, kann wegen der besseren Verträglichkeit versuchen, auf verdauungsfördernde Probiotika oder Sauermilchprodukte wie Buttermilch, Naturjoghurt oder Käseprodukte auszuweichen.
Wer kein Fleisch kauen kann, hat neben dem Pürieren die Möglichkeit, auf Hackfleisch oder Fisch auszuweichen. Regelmäßige zahnmedizinische Untersuchungen und/ oder Behandlungen werden empfohlen.
Ältere Menschen, die körperlich oder geistig beeinträchtigt sind oder nicht gelernt haben sich selbst zu versorgen, haben ein hohes Risiko, das Essen zu vernachlässigen, so dass Hilfe von außen erforderlich wird.
Alternative „Essen auf Rädern“
Auf die Seniorenernährung haben sich mittlerweile zahlreiche Anbieter konzentriert und stellen verschiedene Services zur Wahl. Speziell für Senioren bieten verschiedene Menüdienste eine gute Lösung, die seniorengerechtes Essen ins Haus liefern.
Auch für Diabetiker, für Menschen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder im Bereich der angereicherten Krankenkost gibt es bei vielen Menüdiensten mittlerweile eine entsprechende Auswahl im Speiseplan.
Wenn das Angebot keine Rohkost oder frisches Obst enthält, sollten Senioren die tägliche Versorgung während der übrigen Mahlzeiten sicherstellen. Die tägliche Obst und Gemüse ist unverzichtbar, denn darin sind nicht nur wichtige Vitamine, Antioxidantien und Mineralstoffe enthalten, sondern auch Ballaststoffe und Enzyme.
Finanziell bedürftige Senioren haben die Möglichkeit für das Essen auf Rädern, einen Zuschuss zu beantragen.
Text: Katja Schulte Redaktion
Datum: 05/2016 | aktualisiert 14.10.2024
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Quellen und weiterführende Informationen:
K. von Koerber, C. Leitzmann. Vollwerternährung. Konzeption einer zeitgemäßen und nachhaltigen Ernährung. 2004. Verlag Haug
Claudia Menebröker. Ernährung in der Altenpflege. 2013. Verlag Urban & Fischer
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), Österreichische Gesellschaft für Ernährung (ÖGE), Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE. Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Bonn. 2015
DGE. Evidenzbasierte Leitlinie. Kohlenhydratzufuhr und Prävention ausgewählter ernährungsmitbedingter Krankheiten. Bonn 2011
DGE. Gemüse und Obst in der Prävention ausgewählter chronischer Krankheiten. Bonn 2012
WHO. Fünf Empfehlungen zur Reduzierung der Salzzufuhr für ein längeres und gesünderes Leben.
MRI. Nationale Verzehrsstudie II. Ergebnisbericht 2. Karlsruhe 2008
Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen
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