Obwohl Silizium bislang nicht zur Familie der lebensnotwendigen Mineralstoffe zählt, übernimmt es eine Reihe bedeutender Funktionen im menschlichen Körper. In Form von Kieselsäure ist Silizium in mehrere Stoffwechselprozesse eingebunden. Dort spielt es eine wichtige Rolle bei der Bildung von Bindegewebsstrukturen in der Haut und sorgt gleichermaßen für die Elastizität von Knorpeln, Sehnen und Bändern.
Funktionen von Silizium
Strukturgebend findet sich der Nährstoff außerdem in Haaren und Nägeln. Darüber hinaus gilt es als ein Hauptelement der knochenbildenden Zellen und steht dabei in enger Verbindung mit Vitamin D. Der Mineralisierungsprozess der Knochen wird durch Silizium beschleunigt.
Weiter übernimmt Silizium eine wichtige Funktion bei der Wundheilung. Den Aufbau von Bindegewebe und Bindegewebsfasern unterstützt das Ultraspurenelement, indem es die Aktivität des Enzyms Prolyl-Hydroxylase beeinflusst.
Untersuchungen ergaben auch, dass Silizium in seiner organischen Form als Kieselsäure eine positive Auswirkung auf die Haardicke und Hautfeuchtigkeit hat.
Kieselsäure kommt in der chirurgischen Wundversorgung zum Einsatz.
Unterversorgung mit Silizium und Siliziummangel
Eine zu geringe Menge Silizium kann verschiedene körperliche Reaktionen auslösen. Experten sprechen jedoch im Fall eines Defizits nicht von einem Siliziummangel, da der Nährstoff bislang nicht als lebensnotwendig eingestuft wurde, sie sprechen stattdessen von einer Unterversorgung.
Ernährungsexperten gehen davon aus, dass Silizium bei regelmäßiger vollwertiger Ernährung in ausreichender Menge aufgenommen wird.
Eine Siliziumunterversorgung kann unterschiedliche körperliche Reaktionen zur Folge haben. Sie entsteht einerseits, wenn die Aufnahme siliziumhaltiger Lebensmittel zu gering ist, um die Stoffwechselprozesse bedienen zu können, an denen Silizium beteiligt ist. Andererseits kann es aber auch durch einen ungedeckten Mehrbedarf zu körperlichen Reaktionen kommen, beispielsweise im Fall von entsprechenden Verletzungen.
Als Auslöser für eine Siliziumunterversorgung kommen außerdem Faktoren wie Alter, Vorerkrankungen oder veränderte Lebensumstände in Betracht. Mediziner beobachten eine unzureichende Siliziumversorgung oft gleichzeitig zusammen mit einem Mangel an Mineralstoffen und Vitaminen.
Verschiedene Forscher vermuten, dass auch chronische Aluminiumbelastungen die Bioverfügbarkeit von Silizium im Körper beeinträchtigen und einen Mehrbedarf auslösen können, der zu einer Unterversorgung mit entsprechenden körperlichen Reaktionen führen kann.
Körperliche Reaktionen und Anzeichen bei Siliziumunterversorgung
Zu den häufigen Anzeichen zählen brüchige Nägel, Haarausfall, vorzeitige Hautalterung und Gewebealterung. Weitere mögliche Reaktionen können in Form von Schuppung, Juckreiz und spaltförmigen Einrissen der Haut auftreten.
Verminderte Siliziumkonzentrationen im Körper sind bei verschiedenen Erkrankungen bekannt. Insbesondere treten geringere Siliziumkonzentrationen In Verbindung mit Diabetes mellitus, Nierensteinen, Arteriosklerose und Neurodermitis auf. Auch beim Kropf, der oft als Folge von Schilddrüsenerkrankungen auftritt kommt, es zu niedrigeren Siliziumwerten.
Extrem niedrige Siliziumwerte im Haar treten darüber hinaus in Verbindung mit Augenerkrankungen auf, insbesondere bei einer Degeneration der Netzhaut. Ebenso ist eine Osteoporose mit niedrigen Siliziumwerten verbunden.
Siliziumgaben werden häufig bei nachlassender Elastizität der Haut, dünnen Haaren, Haarausfall, brüchigen Nägeln und Gewebealterung empfohlen.
Wie wird der Siliziumstatus festgestellt?
Ob eine ausreichende Versorgung oder eine Unterversorgung mit Silizium besteht, kann der Arzt durch einen Bluttest überprüfen.
Auch ein Selbsttest mit Laborauswertung zur Ermittlung des Siliziumstatus anhand einer Haarprobe ist möglich, denn auch Haare oder Fingernägel können einen ersten Hinweis auf eine mögliche Unterversorgung oder Überversorgung geben.
Mögliche Gegenmaßnahmen bei unzureichender Siliziumversorgung
Silizium ist in Form von Nahrungsergänzungsmitteln frei erhältlich und die Auswahl ist groß. Als Naturprodukt wird das Ultraspurenelement häufig in Form von Schachtelhalmtee oder Brennnesseltee angeboten. Nennenswerte Siliziumgehalte finden sich außerdem in Produkten mit Bambus. Sonst ist der Nährstoff als Nahrungsergänzungsmittel auch Form von Pflanzenextrakten, Pflanzengelen, Kapseln oder in Tablettenform erhältlich.
Weitere Formen siliziumhaltiger Nahrungsergänzung bieten Kieselerde oder kieselerdehaltige Basenmischungen. Angeboten werden Siliziumprodukte in vielen Drogerien, Apotheken, Reformhäusern, gut sortierten Supermärkten und spezialisierten Onlineshops. Silizium ist auch als homöopathisches Mittel erhältlich.
Seit dem 09.März 2017 gilt organisches Silizium (Monomethylsilantriol, MMST) als sichere neuartige Lebensmittelzutat, die in Nahrungsergänzungsmitteln als Siliziumquelle und zur Bioverfügbarkeit von Orthokieselsäure verwendet werden darf. Das flüssige Silizium-Nahrungsergänzungsmittel darf für Erwachsene eine Tagesdosis in Höhe von bis zu 10,40 Milligramm enthalten.
Wichtiger anorganischer und organischer Baustein
Neben Sauerstoff bildet Silizium das zweithäufigste Element der Erdkruste. Im menschlichen Körper kommt das Element dagegen nur in äußerst geringer Menge vor. In der Natur ist es am häufigsten in seiner anorganischen Form von Sand und Quarz vertreten. In dieser Form bezeichnen Experten es als Siliciumdioxid (SiO2). Das Element ist außerdem Bestandteil vieler Edelsteine. In menschlichen, tierischen und pflanzlichen Zellen liegt es dagegen in seiner organischen Siliziumform als Kieselsäure vor.
Silizium ist einer der Mineralstoffe, die durch ihre besondere Bindungsfähigkeit den Körper vor der Anreicherung mit giftigem Aluminium schützen können.
Siliziumgehalt in Lebensmitteln und andern Produkten
Silizium befindet sich organisch gebunden nur zu einem sehr geringen Anteil in tierischen Lebensmitteln. In pflanzlichen Lebensmitteln kommt Silizium dagegen in größeren Mengen organisch vor. Es ist außerdem in teilweise hohen Anteilen in Trinkwasser, Heilwasser und Mineralwasser enthalten. Grundsätzlich gilt, je mehr Nahrungsfasern ein Lebensmittel enthält, desto siliziumreicher ist es. Besonders auch Zwiebeln, Mais, Vollkornprodukte, Kartoffeln, Reis und Hirse besitzen hohe Anteile dieses Ultraspurenelements.
Hafer (unter 400 mg/1000 g), Hirse (unter 400 mg/1000 g), Kartoffeln (60 mg/1000 g), Erdnuss (50 mg/1000 g), getrocknete Kuhmilch (30 mg/1000 g), Ei (30 mg/1000 g), Mineralwasser (0,4 bis 96 mg/l), Wein (30 bis 45 mg/l), Bier (30 bis 60 mg/l).
In Form von synthetischem Siliziumdioxid verwendet man den Mineralstoff industriell nicht nur in Glas, Beton, Gummiartikeln und Kunststoffen, sondern auch in Klebstoffen, Brandgelen, Farben und Lacken. Außerdem kommt er in der Pharmazie und auch in Kosmetikprodukten, etwa als Putzhilfe in Zahnpasta, zum Einsatz.
In der biologischen Landwirtschaft wird Siliziumdioxid als feines Pulver dem Getreide beigemischt, um einem Kornkäferbefall vorzubeugen. Zudem wird es bei manchen Prozessen in der Lebensmittelherstellung genutzt, beispielsweise zur Bierklärung.
Synthetisches Siliziumdioxid halten Wissenschaftler mittlerweile für bedenklich
Viele Lebensmittel enthalten jedoch auch anorganisches, industriell aufbereitetes Siliziumdioxid, das als Lebensmittelzusatzstoff mit der Bezeichnung E551 beigemischt ist. Nach verschiedenen neueren Studien, die die Auswirkungen von synthetischem Siliziumdioxid untersuchten, halten viele Wissenschaftler es nicht mehr für ausgeschlossen, dass sich das industriell produzierte E551 aus verzehrten Lebensmitteln durch Anreicherung seiner Nanopartikel im Körper gesundheitlich negativ auswirken kann.
Tagesbedarf und Aufnahmemenge
Für Silizium wurde bislang von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) kein Referenzwert zur täglichen Aufnahme herausgegeben, da es sich bei diesem Nährstoff nicht um ein essentielles Spurenelement handelt.
Der tatsächliche Tagesbedarf ist derzeit noch unbestimmt. Unterschiedlichen Einschätzungen zufolge benötigt der Körper täglich etwa 5 bis 40 Milligramm Silizium. Von Tierversuchen abgeleitet, gehen Experten von der wünschenswerten Tagesmenge von 30 Milligramm aus. Forscher nehmen an, dass in Abhängigkeit von den verzehrten Lebensmitteln täglich etwa 20 bis 150 Milligramm Silizium über die Nahrung aufgenommen werden.
Nicht jede Verbindung von Silizium zeigt gute Bioverfügbarkeit
Silizium liegt in unterschiedlichen Verbindungen vor. Neben der organischen Kieselsäure nimmt der Körper auch Silizium-Verbindungen in Form von anorganischer Kieselerde und Silikaten auf, doch nicht jede dieser Verbindungen zeigt eine gleich gute Bioverfügbarkeit und kann optimal verwertet werden.
Sichere Höchstmenge
Bislang sind selbst nach der Aufnahme von hohen Dosierungen aus natürlichen Siliziumverbindungen keine unerwünschten Nebenwirkungen bekannt geworden. Die sichere Höchstmenge für Silizium, die bei lebenslanger täglicher Zufuhr aus allen Quellen keine Nebenwirkungen hervorruft, sehen Experten bei 760 mg. Diese Menge gilt für elementares Silizium und entspricht etwa einer Menge von 1500 mg Siliciumdioxid (Silica).
Folgen erhöhter Siliziumzufuhr aus Lebensmitteln
Bislang traten keine Nebenwirkungen nach dem Verzehr siliziumhaltiger Lebensmittel auf. Aus Tierstudien leiten Forscher ab, dass beim Menschen auch nach dauerhaft hoher oraler Siliziumaufnahme aus Lebensmitteln keine unerwünschten Nebenwirkungen auftreten. Erst eine Menge von 7,5 Gramm (7.500 mg) Siliziumdioxid pro Kilogramm Körpergewicht am Tag führte nach 21 Monaten bei den Versuchstieren zu Wachstumsstörungen.
Spezielle siliziumhaltige Arzneimittel und Siliziumstaub können Nebenwirkungen auslösen
Bei langfristiger Einnahme von Arzneimitteln, die zur Neutralisierung von Magensäure (Magnesium-Trisilicat) verwendet werden, kam es durch das enthaltene Silizium zur Bildung von Nierensteinen.
Bei Arbeitern in der Keramikindustrie traten durch siliziumhaltigen Staub, der lange und in großen Mengen eingeatmet wurde, Erkrankungen auf. Es kam zur Staublungenkrankheit (Silikose) sowie zu Nierenerkrankungen (Nephropathie).
Speicherfähigkeit
Siliziumreserven sind nach Experteneinschätzung bei ausgewogener Ernährung in ausreichendem Maß im Körper vorhanden. Der Körper eines Erwachsenen kann etwa 1,4 Gramm Silizium speichern, hauptsächlich in den Knochen und im Bindegewebe.
Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 05/2016 | aktualisiert 27.12.2022
Quellen und weiterführende Informationen:
BFR. Durchführungsbeschluss der Kommission. Organisches Silicium in Nahrungsergänzungsmitteln. 2016
Committee of Toxicity. Expert Group on Vitamins and Minerals Safe Upper Levels for Vitamins and Minerals. 2003
Die Nährstoffe-Bausteine für Ihre Gesundheit. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.
Dr. med. Michael Görz. Deutsche Apothekerzeitung. Falten von innen glätten. 2015
Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), Österreichische Gesellschaft für Ernährung (ÖGE), Schweizerische Gesellschaft für Ernährung (SGE). Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Bonn 2015
H.K. Biesalski et al. Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. Prävention und Therapie mit Mikronährstoffen. Verlag Thieme. 2002
Dr. Lothar Burgerstein et al. Burgersteins Handbuch der Nährstoffe. Verlag Haug. 11. überarbeitete und aktualisierte Auflage. 2007
Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen
Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen