Speiseröhrenkrebs tritt nur selten auf
DerSpeiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom) zählt in Deutschland zu den seltener diagnostizierten Krebsarten. Nur etwa 5 % der Karzinome im Verdauungstrakt werden durch Karzinome der Speiseröhre verursacht.
Nach Angaben des Zentrums für Krebsregisterdaten kam es im Jahr 2019 zur Neuerkrankung von 5.626 Männern und 1.682 Frauen. Pro 100.000 Personen erkranken 9 % der Männer und 2,2 % der Frauen an Speiseröhrenkrebs. Das mittlere Erkrankungsalter der betroffenen Männer lag bei 68 Jahren, Frauen erkrankten dagegen erst im mittleren Alter von 71. Deutsche Männer erkranken 3 mal so häufig wie Frauen.
Entstehung und Formen von Speiseröhrenkrebs
Bei dieser Erkrankung handelt es sich um einen Tumor der Speisröhre. Speiseröhrenkrebs tritt meist als bösartiger, unkontrolliert wachsender Tumor auf, der von der Schleimhaut der Speiseröhre (Ösophagus) ausgeht.
Mediziner unterscheiden beim Ösophaguskarzinom zwischen dem Adenokarzinom, das aus den Drüsenzellen im unteren Teil der Speiseröhre entsteht und dem häufigeren Plattenepithelkarzinom, das sich aus den Deckzellen (Epithelzellen) der Schleimhaut bildet, die die Speiseröhre auskleiden.
Karzinome der Speiseröhre treten gehäuft an 3 physiologischen Engstellen auf:
- Speiseröhreneingang (20 %)
- Aortenenge (40 %)
- Zwerchfellenge (40 %)
Plattenepithelkarzinome treten zu 50 % im oberen und mittleren Drittel der Speiseröhre auf, während Adenokarzinome häufig im unteren Drittel vorkommen.
Symptome von Speiseröhrenkrebs
Bislang ist keine Früherkennung möglich. Der Speiseröhrenkrebs verursacht im Frühstadium auch zumeist keine Symptome. Erst bei fortschreitender Einengung der Speiseröhre durch den Tumor entstehen spürbare Beschwerden.
Verschiedene Symptome gelten als wichtige Warnsignale, die Anlass zu einer ärztlichen Untersuchung geben sollten:
- Längeres Sodbrennen
- Schluckbeschwerden (Dysphagie)
- Wiederaufstoßen der Nahrung (Regurgitation)
- Appetitlosigkeit
- Leistungsschwäche
- Ungewollter Gewichtsverlust
- Blutungen
- Nicht erklärliches Erbrechen
Ursachen für Speiseröhrenkrebs
Oft fördern Genussgifte ein Ösophaguskarzinom. Hauptrisikofaktoren bei der Entstehung von Speiseröhrenkrebs sind chronischer Alkoholkonsum, chronischer Nikotinkonsum und Verletzungen der örtlichen Schleimhäute durch Säuren oder Laugen. Der gleichzeitige Genuss von Alkohol und Nikotin wirkt außerdem verstärkend auf eine mögliche Entstehung von Speiseröhrenkrebs.
Neben den hauptsächlichen Ursachen bestehen abhängig von der Art des Ösophaguskarzinoms weitere mögliche Risikofaktoren und Ursachen.
Mögliche Ursachen und Risikofaktoren für das Plattenephitelkarzinom
- Tabak
- Alkohol
- Strahlentherapie im Bereich des Halses und des Thorax
- Tumore des Kopf- und Halsbereichs
- Funktionsstörung der Speiseröhre (Achalasie)
- Verengungen (Stenosen) nach Verätzungen mit Säure oder Lauge
Mögliche Ursachen und Risikofaktoren für das Adenokarzinom
- Tabak
- Alkohol
- Funktionsstörung der Speiseröhre (Achalasie)
- Verengungen (Stenosen) nach Verätzungen mit Säure oder Lauge
- Übergewicht und Adipositas
- Chronische Refluxkrankheit und Barett-Ösophagus
Prognose und Folgen von Speiseröhrenkrebs
Häufig ist keine Operation mehr möglich. Etwa bei der Hälfte der Patienten ist zum Zeitpunkt der Diagnose des Karzinoms keine Operation mehr möglich und der Speiseröhrenkrebs hat bereits Metastasen (Absiedelungen) in den örtlichen Lymphknoten ausgebildet.
Prognose bei Speisröhrenkrebs
Die Prognose bei Speiseröhrenkrebs gestaltet sich statistisch insgesamt ungünstig. Eine besonders ungünstige Prognose haben solche Karzinome, die im oberen Drittel gelegen sind, weil sie ausgedehnte Möglichkeiten haben, in die Lymphknoten zu metastasieren.
Besonders bei Plattenephitelkarzinomen können sich weniger therapeutische Möglichkeiten bieten, wenn durch die Beteiligung von Alkohol- und Tabakkonsum Begleiterkrankungen vorliegen.
Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt bei Speiseröhrenkrebs ohne Operation etwa 6 bis 12 Monate. Die 5-Jahres-Überlebensrate mit Operation wird bei ungefähr 10-15 % eingestuft, bei Karzinomen des oberen Drittels beträgt sie jedoch nur etwa 2 %.
Die relative Überlebensrate nach 10 Jahren beträgt bei Frauen 21 % und bei Männern 17 %.
Diagnose und Untersuchungsverfahren
Möglich sind verschiedene Untersuchungsverfahren bei Verdacht auf Speiseröhrenkrebs. Die Sicherung der Diagnose und die erweiterte Diagnostik kann durch folgende Verfahren erfolgen:
- Röntgen
- (Video-)Endoskopie (ÖGD) mit Entnahme von Gewebeproben (Biopsie)
- (computergestützte) Chromoendoskopie
- Endoskopischer Ultraschall (EUS)
- Bild-Sonographie
- Multidetektor-Computertomographie (MDCT)
- Magnetresonanztherapie (MRT)
- PET/CT (Positronen-Emissionstomographie/ Computertomographie)
- Flexible Bronchoskopie
- Diagnostische Laparoskopie
Die histologische Klassifikation und Stadieneinteilung der Karzinome der Speiseröhre erfolgt regelmäßig nach folgenden Grundlagen:
- WHO-Klassifikation
- TNM-Klassifikation
Als Tumoren der Speiseröhre werden danach nur solche Tumoren definiert, deren Zentrum nicht weiter als 5 cm vom ösophagogastralen Übergang (Übergang der Speiseröhre zum Magen) liegt und in den ösophagogastralen Übergang hinein reicht. Tumoren außerhalb dieser Reichweite werden als Magenkarzinome klassifiziert.
Mögliche Maßnahmen und Therapie bei Speiseröhrenkrebs
Häufig werden verschiedene Verfahren kombiniert. Die Behandlung von Speiseröhrenkrebs richtet sich maßgeblich danach, ob eine Operation bei Diagnosestellung noch möglich ist. Eine Operation, bei der große Teile der Speiseröhre entfernt werden, bietet die einzige Chance auf Heilung.
- Chirurgischer Eingriff: Ösophagusresektion zur Entfernung von Teilen der Speiseröhre
- Strahlentherapie zur Tumorverkleinerung vor dem Eingriff
- Strahlentherapie bei inoperablem Tumor
- Chemotherapie zur Tumorverkleinerung vor dem Eingriff
Bei inoperablen Patienten können palliative Eingriffe zur Offenhaltung der Speiseröhre vorgenommen werden oder eine Therapie zur Verbesserung der Lebensqualität eingesetzt werden. Dazu zählen:
- Operative Eingriffe zur Offenhaltung der Speiseröhre: Tubuseinlage, Darminterponat, PEG-Einlage (perkutane endoskopische Gastrostomie)
- Bestrahlungen
- Antikörpertherapie (nur bei Krebszellen mit besonderen Strukturen möglich)
- Lasertherapie
- Radiochemotherapie nur bei Patienten ohne fortgeschrittene Erkrankung
Ernährungsform ist vom Zustand abhängig
Die Form der Ernährung richtet sich bei Patienten mit Speiseröhrenkrebs weitgehend nach dem individuellen Zustand und reicht von normaler Vollkost bis hin zur Ernährung über eine PEG-Sonde.
Betroffenen wird eine Ernährungstherapie empfohlen, die bestmöglich starkem Untergewicht und Mangelversorgung entgegen wirkt, denn körperlich weniger beeinträchtigte Patienten können die belastenden Behandlungen oft deutlich besser verkraften.
Speiseröhrenkrebs durch richtige Ernährung vorbeugen
Studienergebnissen zufolge konnte nachgewiesen werden, dass eine regelmäßige Ernährung mit ausreichend Vitamin C, Vitamin E, Betacarotin (Vorstufe von Vitamin A) und Selen das Risiko für Speiseröhrenkrebs und Magenkrebs signifikant senken kann. Aus diesem Grunde raten Ernährungsmediziner vorbeugend zu einem gesteigerten regelmäßigen Verzehr von Obst und Gemüse, in denen die wertvollen Antioxidantien natürlich enthalten sind.
Daneben wird unbedingt zum Abbau von chronischem Alkohol und Nikotinkonsum geraten.
Geraten wird außerdem dazu, Verletzungen der Schleimhäute von Mund, Speiseröhre und Magen zu vermeiden, wie sie beispielsweise durch zu heiße Getränke oder zu feste und scharfkantige Nahrungsbestandteile verursacht werden können.
Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 10/2016 | aktualisiert 30.12.2022
Bildquelle Titelbild: © Markus Schnatmann/Fotolia.com ID 16269938 (stock.adobe.com)
Quellen und weiterführende Informationen:
- Krebsinformationsdienst. Tumorarten. Krebs der Speiseröhre
- Porschen, R., Buck, A., Fischbach, W. et al. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie Diagnostik und Therapie der Plattenepithelkarzinome und Adenokarzinome des Ösophagus, 2015, AWMF Registernummer: 021/023OL. Stand 09/2015
- Eiter Josefa, Eder Gerlinde, Mair Maria. Ernährungslehre und Diätetik. 8.Auflage. 2008. Trauner Verlag
- Zentrum für Krebsregisterdaten
- Innere Medizin. 7. Auflage. Weisse Reihe Band 4. 2004. Elsevier GmbH. Urban & Fischer Verlag
- Biesalski, H.K.: Ernährungsmedizin. Nach dem Curriculum der Bundesärztekammer und der DGE. 2010. Verlag Thieme
Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen
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