Testosteron-Präparate kommen nicht nur bei vielen Männern in der Andropause zur Verordnung, auch Frauen nehmen spezielle Präparate mit Testosteron ein, wenn bei ihnen eine solche Hormontherapie angezeigt ist. Bei einer Testosteron-Ersatztherapie kommt es insbesondere auf die Höhe der Dosierung an. Schon kleinste Überdosierungen der hochwirksamen Testosteron-Präparate können gravierende Folgen haben und nicht bei jeder Behandlung ist die Dosierung verschreibungspflichtiger Testosteron-Präparate unproblematisch.
Auch bei dieser Form der Hormontherapie bestehen verschiedene Risiken und auch unerwünschte Nebenwirkungen können auftreten. Mögliche Risiken und Nebenwirkungen werden vor Therapiebeginn in der Regel im Gespräch zwischen Arzt und Patient ausführlich geklärt. Für Sportler ist außerdem von Bedeutung, dass eingenommene Testosteron-Präparate bei Dopingkontrollen möglicherweise zu einem positiven Ergebnis führen.
Präparate zur Hormonersatztherapie können natürliches und synthetisches Testosteron enthalten. Zum Einsatz kommt häufig Testosteron, das in Form von Testosteron-Enantat, Testosteron-Undecanoat und Testosteron-Propionat erhältlich ist. Diese Hormonpräparate mit Testosteron sind regelmäßig verschreibungspflichtig. Voraussetzung für ein Rezept ist ein ärztlich diagnostizierter Testosteronmangel, der über die Bestimmung der Testosteronkonzentration im Blut festgestellt wurde.
Nicht verschreibungspflichtig und freiverkäuflich sind dagegen testosteronhaltige Nahrungsergänzungsmittel.
Testosteron-Präparate können einige Erkrankungen verstärken
Bei bestimmten bestehenden Gesundheitsproblemen und Erkrankungen wird Anwendern in Verbindung mit der Einnahme empfohlen, den Arzt oder Apotheker zu informieren, da manche bereits bestehenden Symptome durch entsprechend hochdosierte Testosteron-Präparate noch verstärkt werden könnten.
In Verbindung mit Medikamenten, die das Hormon ACTH enthalten oder bei der Einnahme von Kortikosteroiden zur Behandlung von Rheuma, Arthritis, Allergien oder Asthma, kann es bei der Einnahme von Testosteronpräparaten zu Wechselwirkungen wie Wassereinlagerungen kommen, so dass der Arzt oder Apotheker über die Einnahme informiert werden sollte.
Eine Anpassung der Dosis erfordern in der Regel blutgerinnungshemmende Medikamente und Medikamente zur Einstellung des Blutzuckers wie zum Beispiel Insulin. Auch hier wird auf der Packungsbeilage regelmäßig die Rücksprache mit dem Arzt oder Apotheker empfohlen.
Testosteron-Präparate sind in verschiedenen Formen verfügbar
Es können unterschiedliche Formen der Testosteron-Therapie angewendet werden, wobei ein Testosteronpräparat oft nicht für Männer und Frauen gleichermaßen geeignet ist. Folgende Präparate mit Testosteron stehen zur Wahl:
Testosteronpflaster
Häufig werden bei einer Testosteronersatztherapie Testosteronpflaster verschrieben, die den Wirkstoff gleichmäßig über die Haut freisetzen, bevor er in den Blutkreislauf abgeben wird. Speziell für Frauen gibt es niedriger dosierte Testosteronpflaster. Über Risiken und Nebenwirkungen informiert der Beipackzettel. Testosteronpflaster sind preisgünstig. Testosteron-Präparate in Pflasterform sind allerdings lichtempfindlich und können durch Sonnenbaden unwirksam werden.
Testosteronpflaster für Männer
Männer kleben das Testosteronpflaster täglich auf den rasierten Hodensack.
Nach Angabe eines österreichischen Sportmediziners gilt das handelsübliche Testosteronpflaster auf dem Hodensack als übliches Dopingmittel bei Radsportlern. Es wird für sechs Stunden auf den Hodensack geklebt und beschleunigt die Regeneration der ausgebrannten Muskeln nach einer schweren Etappe. Die niedrige Testosterondosis reiche aber nach Angaben des Arztes nicht aus, um bei einem Dopingtest einen positiven Harnbefund ermitteln zu können.
Testosteronpflaster für Frauen
Zur Anwendung kommen spezielle Testosteronpflaster bei Frauen, die nach der Entfernung von Gebärmutter und Eierstöcken unter Libidoverlust leiden und begleitend eine Therapie mit Östrogenen erhalten. Durch die Operation sinkt der Testosteronspiegel bei ihnen nämlich innerhalb weniger Tage um etwa 50 Prozent. Ansonsten wird Frauen von einer Testosteronersatztherapie abgeraten.
Die Testosteronpflaster haben eine Wirkungsdauer von etwa 24 Stunden. Ihre Wirkung setzt nach Herstellerangabe etwa 1 Monat nach Therapiebeginn ein und führt nach ungefähr 3 Monaten zu maximalen Effekten. Die Anwendung ist einfach: das Testosteronpflaster wird auf einen sauberen und unversehrten Bereich am Unterbauch geklebt. Gewechselt wird es 2 mal pro Woche.
Nach Herstellerangaben soll das Testosteronpflaster nur in seltenen Ausnahmefällen Nebenwirkungen bei Frauen hervorrufen.
Testosteron-Gel
Testosteron-Gel wird täglich zur gleichen Uhrzeit in der ärztlich verordneten Menge auf die Haut von Schultern, Armen oder Bauch dünn aufgetragen. Eine Anwendung von Testosteron-Gel bei Brustkrebs oder Prostatakrebs ist nicht angezeigt. In Verbindung mit blutgerinnungshemmenden Medikamenten kann es zu Wechselwirkungen kommen. Männer mit Bluthochdruck sollten eine genaue Beobachtung sicherstellen.
Nicht geeignet ist Testosterongel für Mädchen und Jungen unter 18 Jahren. Bei Hautkontakt mit anderen Personen kann es zur Übertragung der Wirkstoffe kommen, deshalb wird geraten, die Hände zu waschen und vor dem Intimkontakt zu duschen.
Orale Testosteronersatztherapie
Testosteron ist auch in Kapselform erhältlich. Die Einnahme mehrerer Kapseln pro Tag ist nötig, um einen gleichmäßigen Hormonspiegel zu erreichen.
Testosteron-Injektionslösung
Injektionslösungen mit Testosteron werden in regelmäßigen Abständen in den Muskel gespritzt. Testosteron-Präparate zur Injektion gibt es speziell für Männer (männlicher Hypogonadismus) und für Frau-zu-Mann-transsexuelle Patienten. Es gibt Injektionen mit Langzeitwirkung über mehrere Wochen (Depot-Injektionen) und einfache Injektionen, die mehrmals wöchentlich verabreicht werden müssen. Bei Depot-Injektionen kommt es eher zu Schwankungen im Testosteronspiegel.
Gründliche Untersuchung beim Facharzt empfohlen
Bei Verdacht auf Testosteronmangel empfehlen Experten, sich vom Arzt gründlich untersuchen und beraten zu lassen. Die Entscheidung für eine Testosteronbehandlung sollte ein Facharzt treffen. Fachärzte auf diesem Gebiet sind etwa Endokrinologen, Urologen oder Fachärzte für Männerkunde (Andrologen). Doch nicht nur vor, sondern auch während einer Testosteronersatztherapie besteht die Empfehlung, auf die regelmäßige Kontrolle von Blutfettwerten, Leberwerten und Blutdruck nicht zu verzichten.
Risiko und Nebenwirkungen der Testosteron-Präparate
Testosteron-Präparate bei der Hormonersatztherapie gelten insgesamt als sehr sicher, wobei es in Einzelfällen trotzdem zu Nebenwirkungen kommen kann. Das Risiko sowie die Verabreichungsform sollte zwischen Arzt und Patient ausführlich besprochen werden. Etwa schon bestehende Tumoren in der Vorsteherdrüse werden durch Testosteronpräparate gefördert und eine mögliche Vorbelastung sollte man deshalb zuvor beim Urologen abklären lassen. Häufiger treten überdies Nebenwirkungen auf, wenn Männer mit stärker ausgeprägtem Hypogonadismus eine Testosteronersatztherapie durchführen. Auch für Männer mit Übergewicht besteht ansonsten ein höheres Risiko für Nebenwirkungen.
Bei der Erstbehandlung mit Testosteron-Präparaten werden kurzwirkende Präparate meist den langwirkenden Depotpräparaten vorgezogen. Wegen ihrer potentiellen Leberschädlichkeit raten Experten allerdings von der Verordnung und Einnahme von 17-α-alkylierten Androgen-Präparaten ab.
Mögliche seltene Nebenwirkungen bei der Einnahme der Testosteron-Präparate
Zu den seltenen Nebenwirkungen bei Testosteron-Präparaten zählen Schlafapnoe, Vergrößerung der Brustdrüse, Prostatavergrößerung und das Prostatakarzinom.
Selten treten außerdem eine Gewichtszunahme, Polyglobulie, schwere Hustenanfälle und Akne auf. Neben Haarausfall kann es zudem zur Zunahme der Aggressivität sowie Hypersexualität kommen.
Auftretende Nebenwirkungen hängen vom verabreichten Wirkstoff und der Verabreichungsform ab und können jeweils dem Beipackzettel des Testosteron-Präparates entnommen werden.
Gegenanzeigen
Eine Testosteronersatztherapie darf bei Männern mit bestimmten Erkrankungen oder unbehandelten Gesundheitsproblemen nicht erfolgen. Gegenanzeigen bestehen bei Patienten mit Prostatakrebs, Brustkrebs (Mammakarzinom) und Erythrozytose (erhöhte Zahl der roten Blutkörperchen).
Nicht geeignet ist eine Testosterontherapie außerdem bei unbehandelter obstruktiver Schlafapnoe (schlafbezogener Atmungsstörung) sowie bei unbehandelter schwerer Herzinsuffizienz (Herzschwäche).
Freiverkäufliche Testosteron-Präparate
Nahrungsergänzungsmittel mit Testosteron unterstützen de Hormonhaushalt. Für den Hormonhaushalt gibt es unterstützend eine Vielzahl von nicht verschreibungspflichtigen Testosteron-Präparaten. Testosteronhaltige Nahrungsergänzungsmittel werden vielfach in Form von Kapseln oder Pulver angeboten. Sportler, Männer und Frauen nutzen eine Vielzahl verschiedener Mittel. Erhältlich sind sie im stationären Handel sowie im Internethandel. Auch bekannt sind diese speziellen Testosteron-Präparate unter der Bezeichnung Testosteronbooster. Einige Präparate enthalten neben natürlichen Vorstufen von Testosteron aus Pflanzen gleichzeitig verschiedene weitere Inhaltsstoffe, die die körpereigene Testosteronproduktion zusätzlich unterstützen können.
Inhaltsstoffe der frei verkäuflichen Testosteron-Präparate
Manche Sportler nutzen testosteronfördernde Nahrungsergänzungsmittel, die je nach Produkt in Verbindung mit Inhaltsstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen und manchmal auch Aminosäuren wie L-Arginin angeboten werden. Die Testosteronbooster sollen in Verbindung mit ihren Inhaltsstoffen Muskelaufbau, Kraftsteigerung und psychisches Wohlbefinden fördern. Einige Produkte bewerben zudem den Abbau von Körperfett. Zur Förderung der natürlichen Testosteronproduktion enthalten viele Präparate natürliche Substanzen wie Panax Ginseng, Bockshornklee oder Maca. Auch Extrakte aus dem Erd-Burzeldorn (Tribulus terrestris) werden häufiger verwendet.
In vielen Testosteronboostern sind gleichzeitig verschiedene Vitamine enthalten, häufig Vitamin D3, Vitamine aus dem B-Komplex und auch Vitamin K. Zu den kombinierten Mineralstoffen zählen in den nicht verschreibungspflichtigen Testosteron-Präparaten oft Zink, Selen und Magnesium, bisweilen auch Bor. Einige Präparate enthalten zusätzlich Piperin, einen Pfefferinhaltsstoff, der die Wirkung um ein Vielfaches verstärken kann.
Aber auch Männer und Frauen, die leichte Anzeichen von Testosteronmangel verspüren, nutzen frei verkäufliche Testosteron-Präparate zur Steigerung ihrer Libido. Testosteronfördernde Nahrungsergänzungsmittel sind im Handel regelmäßig rezeptfrei erhältlich.
Produkte für starken und übermäßigen Muskelaufbau meiden
Gewarnt wird allerdings von öffentlicher Stelle vor dem Kauf von Testosteronprodukten zum raschen und übermäßigen Muskelaufbau, deren genaue Zusammensetzung und Dosierung unklar ist.
Nach Angaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sind in so beworbenen Produkten oft hohe Mengen an Testosteron und anderen Anabolika enthalten, die nicht auf dem Produkt angegeben sind und ungewollt zu starken unerwünschten Nebenwirkungen führen können.
In Deutschland sind Arzneimittel und Anabolika zur Erhöhung der Muskelmasse wegen ihrer starken Nebenwirkungen verboten und auch solche Nahrungsergänzungsmittel dürfen nicht auf dem Markt sein.
Weitere Informationen zum Thema Hormone in den Berichten:
Online-Test Hormonhaushalt. Nährstoffmangel & Wechseljahrbeschwerden
Hormonsystem. Funktion, Aufbau, Wirkung
Östrogene aus Soja statt Hormonersatztherapie
Speichelhormontest: Anwendung, Kosten, Anbieter
Pflanzliche Hormone in Lebensmitteln
Hormonmangel. Wirkung und Funktion von Hormonen auf das Altern
Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 09/2019 | aktualisiert 21.02.2023
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Quellen und weiterführende Informationen:
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Dr. Christine Schondorf-Timm. Laborwerte. Gesundheit in Zahlen. Verlag Gräfe & Unzer. Erweiterte und aktualisierte Neuausgabe. 2008
Ärztezeitung. Testosteronpflaster auf dem Hodensack. 7/2006
Prof. Dr. Hans-Konrad Biesalski. Vitamine. Verlag Georg Thieme. 1996
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Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen
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