Threonin (Thr) zählt zu den absolut lebenswichtigen Aminosäuren und übernimmt verschiedene wichtige Funktionen im menschlichen Körper. Eine wichtige Funktion übernimmt Threonin beim Wachstum. Der Nährstoff gilt insbesondere als Vorstufe der Substanzen, die für das Wachstum von Sehnengewebe und Bindegewebe maßgebend verantwortlich sind und deren Funktion aufrechterhalten. Ein Threoninmangel wirkt sich deshalb besonders in solchen Altersgruppen ungünstig aus, die sich noch in der körperlichen Entwicklung befinden.

Threonin erfüllt bedeutende Aufgaben

Die Aminosäure unterstützt darüber hinaus die optimale Funktion des Immunsystems bei der Abwehr von Krankheiten und Keimen. Zudem spielt Threonin eine wichtige Rolle bei der Gesunderhaltung der Thymusdrüse. Die Thymusdrüse ist verantwortlich dafür, dass die weißen Blutkörperchen reifen. Die weißen Blutkörperchen sind auch als Gesundheitspolizei bekannt und übernehmen wiederum eine wichtige Funktion im Immunsystem bei der Abwehr von gesundheitsschädlichen Eindringlingen

Zudem spielt Threonin eine wichtige Rolle in der Kollagenproduktion. Kollagen ist im Zusammenhang mit der Stabilität und Elastizität von Geweben von großer Bedeutung für den Körper, dieses betrifft auch die den Aufbau und die Aufrechterhaltung der Funktion von Muskeln und Knochen.

Im Körper kann Threonin in die bedeutende, aber nicht lebensnotwendige Aminosäure Glycin umgewandelt werden. Diese wird ansonsten hauptsächlich über die Nahrung aufgenommen und vorwiegend im Gehirn umgewandelt. Neben seinen Aufgaben in der Proteinbiosynthese steuert Glycin auch Entgiftungsreaktionen in der Leber und besitzt eine Funktion im zentralen Nervensystem.

Chemische Einordnung von Threonin

Chemisch betrachtet zählt die organische Verbindung Threonin zu den 21 proteinogenen Aminosäuren, die für den menschlichen Körper eine wichtige Rolle spielen. Sie bildet einen Baustein von Proteinen und Peptiden. Proteinogene Aminosäuren sind Carbonsäuren. Sie tragen daher eine oder mehrere Carboxylgruppen, die wiederum eine oder mehrere Aminogruppen tragen.

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Proteine und Aminosäuren

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Threoninmangel

Ein Threoninmangel löst verschiedene Probleme im Körper aus und kann je nach bestehender Schwere entsprechend schwere gesundheitliche Folgen haben.

Symptome und Folgen von Threonin-Mangel

Typische Symptome bei Threoninmangel sind neben einer Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme auch die Fettleber. Außerdem kann der Mangel eine Unterentwicklung der Knochenbildung verursachen.

Risikogruppen für einen Threoninmangel

Insbesondere Kinder und Jugendliche, die sich im Wachstum befinden, sind auf eine ausreichende Versorgung mit Threonin angewiesen. Bei zu geringer Zufuhr können ein normales Wachstum und die normale Entwicklung beeinträchtigt werden.

Auch in der Schwangerschaft und Stillzeit ist die ausreichende Versorgung mit der lebenswichtigen Aminosäure von großer Wichtigkeit, so dass die Bedarfsdeckung auch in diesen Situationen sichergestellt werden muss, um körperliche Schäden vorzubeugen.

Auch Sportler sind neben den anderen, für den Körper bedeutsamen Aminosäuren auch auf eine ausreichende Threoninzufuhr angewiesen, weil diese nicht nur bei der Regeneration nach belastenden Trainingseinheiten unterstützen, sondern auch den Muskelaufbau unterstützen und Einfluss auf die Muskelstärke nehmen.

Anwendung von Threonin

Threonin sowie auch Glycin kommen unter anderem bei Erkrankungen wie Multiple Sklerose zur Anwendung, denn sie können Spasmen verringern, die in Verbindung mit anderen Störungen des Nervensystems stehen. Auch bei amyothropher Lateralsklerose (ALS) kann eine zusätzliche Threoninzufuhr nicht nur die Sprechweise und Schluckfähigkeit verbessern, sondern ebenso spastische Zuckungen und Ermüdungen verringern.

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Wie die Aminosäure Glycin kann auch Threonin die Gedächtnisfunktion und die Konzentrationsfähigkeit bei verschiedenen Altersgruppen fördern. Bei Infektionen regt die neutrale Aminosäure das Immunsystem an, denn sie fördert die Reaktion von weißen Blutkörperchen bei der Bekämpfung von Infektionen und Krebszellen.

Auch wenn es um spezielle Erkrankungen geht, bei denen die Aminosäure Glycin eine leichte Entspannung und Beruhigung hervorrufen soll, kommt stattdessen oft Threonin zur Anwendung, weil es schneller ins Gehirn gelangt, wo es dann in Glycin umgewandelt wird. Die Anwendung kann Angstzustände und Manien betreffen.

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen von Threonin

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen sind bei einer Threoninzufuhr in üblicher Menge nicht bekannt. Auch bei Heranwachsenden, Schwangeren und Stillenden ist die Zufuhr von Threonin in angepassten Mengen ohne Nebenwirkungen.

Eine zu hohe Threoninzufuhr kann jedoch verschiedene Nebenwirkungen auslösen. Betroffene berichten nach zu hohen Dosen unter anderem von Symptomen wie Kopfschmerzen, Verdauungsproblemen, Übelkeit oder Hautauschlägen.

Außerdem kann eine übermäßige Dosierung zu Beeinträchtigungen des Aminosäureprofils im Körper führen. In der Folge könnte dadurch neben anderen Stoffwechselprozessen auch die Proteinbiosynthese gestört werden.

Bei Personen, die unter Nierenerkrankungen, beziehungsweise einer eingeschränkten Nierenfunktion leiden, raten Experten nur zur Einnahme moderater Mengen an Aminosäuren, zu denen auch Threonin zählt. Eine übermäßige Aufnahme kann zu Nierenproblemen führen.

Wechselwirkungen

Bislang sind keine Wechselwirkungen in Verbindung mit Medikamenten oder Nahrungsergänzungsprodukten bekannt geworden.

Experten empfehlen allerdings Personen, die regelmäßig Medikamente einnehmen, eine Supplementierung von Threonin mit dem behandelnden Arzt abzuklären.

Threoninbedarf

Ein gesunder Erwachsener benötigt zur Deckung seines normalen Bedarfs täglich eine Threoninzufuhr von 6 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht, die er über eine ausgewogene Ernährung aus entsprechenden proteinhaltigen Lebensmitteln aufnehmen kann. Um die Threoninmenge von 6 Milligramm aufzunehmen, bedarf es bereits einer Proteinaufnahme von 15 Gramm.

Säuglinge und Kleinkinder haben mit 66 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht einen deutlich höheren Bedarf. Schulkinder benötigen mit 34 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht Körpergewicht bereits weniger, aber immer noch deutlich mehr als Erwachsene.

Einige Situationen erhöhen den Threoninbedarf

Die Threoninwerte im Körper wirken sich auch in Verbindung mit den anderen lebensnotwendigen Aminosäuren auf viele Bereiche der körperlichen Gesundheit aus. Chronische Erkrankungen, Leistungssport sowie andauernder Stress können zu einem erhöhten Bedarf führen. Wenn ein erhöhter Bedarf nicht durch die tägliche Ernährung gedeckt werden kann, können Nahrungsergänzungsmittel mit Threonin zur Anwendung kommen.

Ob hinsichtlich der Aminosäuren ein Nährstoffdefizit besteht, lässt sich in einem Aminosäuren-Test überprüfen, der von verschiedenen Fachlaboren angeboten wird.

Nahrungsergänzungsmittel mit Threonin

Wenn der normale Bedarf beispielsweise durch andauernde starke körperliche Anstrengung oder eine Erkrankung ansteigt und nicht mehr über die tägliche Ernährung zu decken ist, kann Threonin in Form von Nahrungsergänzungsmitteln (Supplementen) eine Unterversorgung oder einen bestehenden Mangel ausgleichen. Übliche Supplemente enthalten Tagesdosen von 1 bis 4 Gramm. Auf nüchternem Magen kann der Körper den Nährstoff besser aufnehmen.

Verfügbar sind threoninhaltige Nahrungsergänzungsmittel meist in Form von Kapseln oder Pulver. Angeboten wird der freiverkäufliche Nährstoff außerdem in Multinährstoffprodukten zum Beispiel zusammen mit anderen Aminosäuren, Vitaminen und Mineralstoffen. Auch als veganes Produkt ist Threonin erhältlich. Im Angebot ist er in einigen Apotheken, Reformhäusern, Drogerien und spezialisierten Internetshops.

Threoninüberdosierungen vermeiden

Da in Verbindung mit einer chronischen Toxizität Langzeitstudien fehlen und die Auswirkungen nicht vollständig untersucht sind, raten Experten dazu, hohe Dosierungen, die deutlich über dem normalen Tagesbedarf liegen, zu vermeiden.

Nebenwirkungen bei Überdosierung

Nebenwirkungen bei geringer Überdosierung von Threonin sind bislang beim Menschen nicht bekannt geworden.

Wenn es zu einer extremen Threoninüberversorung durch isoliertes Threonin aus Nahrungsergänzungsmitteln kommt, kann die Aminosäure im Körper so schnell abgebaut werden, dass es durch die großen Harnstoffmengen, die dabei frei werden, zur Auslösung von Gicht kommen kann. Das Risiko besteht auch bei extremer Überversorgung allerdings nur dann, wenn im Körper beim Abbauprozess nicht ausreichend Magnesium, Vitamin B3 und Vitamin B6 vorhanden sind.

Lebensmittel mit Threonin

Für die Aufnahme üblicher Mengen an Threonin aus Lebensmitteln sind keine schädlichen Wirkungen bekannt. Die Aufnahme im Rahmen der normalen und ausgewogenen Ernährung gilt deshalb als sicher. Experten raten jedoch dazu, übermäßige Aufnahmemengen zu vermeiden, um mögliche negative Effekte zu verhindern.

Die höchsten Threoningehalte in Lebensmitteln

Zu den threoninhaltigen Lebensmitteln mit den höchsten Gehalten zählen insbesondere tierische Lebensmittel, Hülsenfrüchte, Nüsse, aber auch Obst.

Darunter enthalten Sojabohnen mit 1.490 Milligramm auf 100 Gramm einen besonders hohen Threoninanteil, in Linsen sind es 1.120 Milligramm. Aber auch Lachs verfügt mit etwa 950 Milligramm pro 100 Gramm über einen sehr hohen Threoninanteil. Bei Schweinefleisch sind es vergleichsweise nur 746 Milligramm pro 100 Gramm. Erdnüsse besitzen mit 850 Milligramm auf 100 Gramm ebenfalls einen hohen Threoningehalt. Im mittelgroßen Hühnerei finden sich 355 Milligramm auf 100 Gramm, in Butter sind es dagegen nur 34 Milligramm auf die gleiche Menge.

Weitere Lebensmittel mit nennenswerten Gehalten an Threonin sind Rindfleisch, Geflügel, fettreiche Fisch, Meeresfrüchte, Wild, Lamm und Milchprodukte wie Käse.

Aber auch in pflanzlichen Produkten finden sich höhere Threoningehalte, darunter insbesondere in Hülsenfrüchten wie Lupinen, weißen Bohnen, aber auch Sojabohnen. Ein weiteres sehr threoninreiches Lebensmittelprodukt ist der fermentierte, aus Sojabohnen hergestellte Tofu.

Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 06.09.2022 | aktualisiert 14.10.2024
Bildquelle: © Katja Schulte

Quellen und weiterführende Informationen:

H.K. Biesalski, S.C. Bischoff, C. Puchstein. Ernährungsmedizin. 4. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Verlag Thieme. 2010

Burgersteins Handbuch Nährstoffe. 11. überarbeitete und aktualisierte Auflage. Verlag Haug. 2007

BfR. Gesundheitliche Bewertung von Aminosäuren

Dr. med. Werner G. Gehring. Threonin -Sicherheitsbewertung. Doc Medicus. 21.06.2024

Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen

Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen

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