Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist durch viele Einflüsse geprägt und hat sich über Jahrtausende hinweg kontinuierlich entwickelt. Sie breitete sich im Laufe ihrer Existenz über große Teile Asiens aus, so dass sich dadurch spezielle Varianten der TCM entwickelten. Die Traditionelle Chinesische Medizin wird den alternativmedizinischen Heilverfahren zugerechnet.

Dieses traditionelle Heilverfahren vereint und kombiniert eine Vielzahl unterschiedlicher Heilsysteme, die zum größten Teil bis in die Gegenwart hineinreichen und aktuell immer noch nahezu unverändert praktiziert werden. Einige dieser Heilsysteme beruhen auf der Annahme, dass die Phänomene der sichtbaren und der unsichtbaren Umwelt in gegenseitiger Abhängigkeit voneinander stehen. Dämonische Einflüsse, die frühere Konzepte der Traditionellen Chinesischen Medizin prägten, spielen heute kaum mehr eine Rolle.

Gegenwärtig prägen stattdessen die Elemente Qi als Lebensenergie, Ying und Yang sowie die Fünf Wandlungsphasen die Traditionelle Chinesische Medizin. Zu den ältesten Grundlagenwerken der Lehre, die aktuell noch eingesetzt werden, zählen das Shennong ben cao jing und das Shang Han Lun.

LESETIPP

Verfahren der Naturheilkunde und Übersicht der Heilmethoden

Verfahren der Naturheilkunde und Übersicht der Heilmethoden

Qi – die Lebensenergie in der Traditionell Chinesischen Medizin

Qi bezeichnet in der Traditionellen Chinesischen Medizin die Kraft oder fließende Lebensenergie des Körpers, die überall dort ist, wo etwas gewärmt, gewandelt oder genährt wird. Sie fließt in den Meridianen. Meridiane sind die gedachten Körperlinien, auf denen sich mehr als 360 Punkte finden, die während einer Therapie durch Akupunktur, Tuinamassage oder Moxibustion stimuliert werden können.

Die Lebensenergie Qi benötigt für den harmonischen Fluss in den Meridianen ein Gleichgewicht. Dieses Gleichgewicht bilden die gegensätzlichen Prinzipien Ying und Yang. Störende Einflüsse beeinträchtigen die Harmonie und behindern so den Fluss der Lebensenergie, was zur Entstehung von Krankheiten und körperlichen Beschwerden führen kann.

Ying und Yang – die gegensätzlichen Prinzipen

Die gegensätzlichen Prinzipien Yin und Yang schließen sich bei dieser Heilmethode nicht aus, sondern bedingen einander und ergänzen sich. Im Gleichgewicht bilden sie ein harmonisches Spannungsfeld, das nur durch die Anerkennung und Förderung des jeweils anderen entstehen kann.

Yin und Yang repräsentieren unter anderem folgende Bereiche:

Yin

  • Das Ruhende und Bewahrende
  • Das Dunkle und Kühle
  • Das Weibliche
  • Die Nacht und der Mond

Yang

  • Aktivität
  • Das Helle und Warme
  • Das Männliche
  • Der Tag und die Sonne

LESETIPP

Qigong

Qigong: Körperübungen der TCM

Die fünf Wandlungsphasen

Der Körper des Menschen wird in der Traditionellen Chinesischen Medizin als ein Zusammenwirken der fünf Organe (Funktionskreise) Herz, Lunge, Leber, Nieren und Milz verstanden. Diese Organe stehen jeweils in einem besonderem Bezug zu einem der fünf Elemente (Holz, Erde, Feuer, Wasser, Metall) und zu einer der fünf Jahreszeiten.

Das ganze System befindet sich als Mikrokosmos und Abbild des Makrokosmos in einem dauernden Kreislauf aus Entstehen und Vergehen, in den auch das Psychische in das Physische übergeht. Gleichermaßen ist die fließende Lebensenergie Qi in diesen komplexen Kreislauf eingebunden.

Angewandte Verfahren in der Traditionellen Chinesischen Medizin

Eine Diagnostik umfasst mehrere Elemente und wendet sich verschiedenen Körperbereichen zu. Große Bedeutung misst die Traditionelle Chinesische Medizin dem äußeren Erscheinungsbild des Patienten bei. Besonderes Augenmerk richtet der Arzt unter anderem auf die Körperhaltung, Gesichtsfarbe oder Stimme. Das Gesamtbefinden ist Gegenstand eines ausführlichen Gespräches. Ein spezielles Diagnoseverfahren ist etwa die Zungendiagnose, wobei Farbe, Belag, Beschaffenheit und Struktur der Zunge auf bestimmte Erkrankungen hinweisen. Wichtige diagnostische Hinweise liefert auch ein weiteres spezielles Diagnoseverfahren der Traditionellen Chinesischen Medizin, die Pulsdiagnose. Untersucht wird die Pulsfrequenz, die Pulsstärke sowie der Rhythmus.

In der Traditionellen Chinesischen Medizin kommen umfassende Therapiemöglichkeiten in Betracht

Die traditionelle Chinesische Medizin verfügt über  ein breites Spektrum von Therapiemöglichkeiten, das individuell auf die Probleme des Patienten zugeschnitten werden kann. Das Behandlungssystem umfasst folgende fünf Säulen, die sich gegenseitig ergänzen.

Neben der Ernährung nach den Fünf Elementen, bei eine Abstimmung der Ernährung nach ihrer energetischen Heilwirkung erfolgt, kommen Heilkräuter- und Arzneimitteltherapien zur Anwendung. Eingesetzt werden dabei pflanzliche, mineralische und tierische Mittel, häufig als Tee in individuell zusammengesetzten Rezepturen.

Akupunktur und Moxibustion sind weitere Behandlungsoptionen, bei der die Stimulierung der Meridiane (Leitbahnen) mittels Nadeln oder oberflächlicher Erwärmung im Zentrum stehen.

Auch die Tuina-Massage ist eine bewährte Therapiemöglichkeit. Es handelt sich dabei um eine kombinierte Massage entlang der Meridiane, des Muskelverlaufs oder der Akupunkturpunkte. Zu den Techniken die zählen muskuläre Massage, die Akupressur sowie chiropraktische Manipulation und Gelenkmobilisation.

Mit Tai Chi und Chi Gong können effektive Bewegungsübungen zum Einsatz kommen. Die langsam und fließend ausgeführten Übungen dienen in Kombination mit Atemübungen zur Harmonisierung der Lebensenergie.

Einsatzgebiete der Traditionellen Chinesischen Medizin

Während die Traditionelle Chinesische Medizin mit ihren Wirkungsweisen in Deutschland aus schulmedizinischer Sicht wissenschaftlich nicht anerkannt ist, werden die Verfahren in China zur Linderung und Heilung von Beschwerden und Krankheiten auf nahezu allen Gebieten eingesetzt. Beispielsweise kommen Heilpilze wie der Reishi unter anderem zum Einsatz bei Asthma, Bronchitis und Schlaflosigkeit. Der Reishi kommt auch unterstützend in der Krebstherapie zur Anwendung. Ein weiterer Heilpilz in der traditionell chinesischen Medizin ist der Shitake, der unter anderem zur Therapie des Darms und der Knochen angewendet wird. Die Verfahren der Traditionellen Chinesischen Medizin bieten auch bei ernährungsmitbedingten Beschwerden und Erkrankungen einige Therapiemöglichkeiten.

Die Therapien der TCM sind ein Verfahren der Komplementärmedizin und eignen sich zum unterstützenden Einsatz bei schulmedizinischen Behandlungen. Die Kosten für Therapien oder stationäre Behandlungen der Traditionellen Chinesischen Medizin werden nach Maßgabe von einigen gesetzlichen Krankenkassen teilweise übernommen oder erstattet.

Zu den Einsatzbereichen der traditionellen Chinesischen Medizin zählen viele Erkrankungen und Beschwerden, darunter Antriebslosigkeit und Schwächezustände, Bluthochdruck und chronische Darmentzündungen wie zum Beispiel Colitis ulcerosa und Morbus Crohn.

Auch bei Gemütsschwankungen, Infektanfälligkeit, Stressanfälligkeit und schweren Beinen wird TCM angewendet. Weitere Anwendungsgebiete sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Allergien und Gewichtsprobleme wie Übergewicht und Untergewicht.

Hinzu kommen Heißhungerattacken, Wassereinlagerungen und Wechseljahrbeschwerden.

Ernährung nach TCM

Es gibt einige Ernährungsregeln in der Traditionell Chinesischen Medizin zu beachten. In der Traditionellen Chinesischen Medizin kann die Ernährung heilsam sein, aber sie kann auch Krankheiten auslösen. Deshalb sind Heilkräuter und Nahrungsmittel nach ihrer energetischen Wirkung eingeteilt. Man unterscheidet die Lebensmittel nach ihrem Geschmack und nach ihrer energetischen Temperatur. Lebensmittel können nach der Traditionellen Chinesischen Medizin auf verschiedene Weise wirken.

Lebensmittel der traditionellen chinesischen Medizin nach Geschmack

Geschmacklich werden die Lebensmittel in der traditionellen chinesischen Medizin in fünf Bereiche unterteilt.

Dem Geschmacksbereich „kühlend und trocknend“ sind alle bitter schmeckenden Lebensmittel zugeordnet. Der Geschmacksbereich „wärmend und trocknend“ umfasst dagegen scharf schmeckende Lebensmittel.

Der Bereich der süß schmeckenden Lebensmittel wird als „kräftigend und befeuchtend“ bezeichnet. Salzige Lebensmittel und wasserbindende Lebensmittel zählen zum Geschmacksbereich „erweichend“. Dem Geschmacksbereich „kühlend und festhaltend“ sind hingegen die sauer schmeckenden Lebensmittel zugeordnet.

Lebensmittel nach energetischer Temperatur

Zum energetischen Temperaturbereich „heiß“ zählen zum Beispiel Gewürz- und Genussmittel wie Pfeffer, Zimt, Kaffee, Alkohol, während dem Bereich „warm“  zum Beispiel Fenchel, gekochtes Fleisch und Eier zugeordnet werden.

Ein weiterer Temperaturbereich umfasst Lebensmittel wie gekochtes Gemüse, einige Sorten Fisch und überreifes Obst. Er gilt als „neutral“.

Der als erfrischend geltende Temperaturbereich beinhaltet rohes, frisches Obst und Gemüse, während der Bereich „kalt“ grüne Paprika sowie, unreifes Obst und Gemüse umfasst.

Die starke Mitte

Die Mitte bezeichnet in der Traditionellen Chinesischen Medizin den Magen, beziehungsweise die Milz und meint den Ort, an dem die Verdauung stattfindet. Die Mitte hat dem Verständnis nach vielfache Funktionen zu bewältigen, darunter die Nahrungsaufnahme, die Verarbeitung, die Sortierung, die Verteilung, die Speicherung und die Ausscheidung. Diese Vorgänge umfassen sowohl die Nahrungsstoffe und Informationen, die bereits dort vorhanden und eingelagert sind, wie auch die, die von außen neu zugeführt werden.

Die Mitte steht in Verbindung mit der Wandlungsphase Erde

Die Mitte zählt zur Wandlungsphase Erde, die in gutem Zustand weder nass noch ausgetrocknet ist. Im besten Fall ist sie durchlässig, leicht und aufnahmefähig. Eine gute Mitte zu haben, bedeutet, weder unter Schwellungen, noch Verschleimungen, noch Konzentrationsstörungen, Verdauungsstörungen oder Schweregefühl zu leiden, noch grübeln zu müssen. In der Traditionellen Chinesischen Medizin können einfache Ernährungsregeln helfen, die Mitte effektiv zu unterstützen.

Allgemeine Regeln zur Ernährung

Empfohlen wird in der traditionellen chinesischen Medizin, die Mahlzeiten regelmäßig einzunehmen. Es wird empfohlen, nicht zu hungern, zu fasten oder Mahlzeiten ausfallen zu lassen. Nach 19 Uhr sollte nicht mehr gegessen werden. Morgens sollte man reichlich essen, mittags ausreichend und abends kleinere Mengen.

Dem Essen gebührt ein wichtiger Platz im Leben, so dass es wichtig ist, bewusst zu essen und zu genießen. Man sollte frische saisonale Zutaten verwenden, langsam essen, auf seine Befindlichkeit achten und möglichst eine angenehme Atmosphäre schaffen.

Zwischenmahlzeiten oder Naschereien sollen nicht eingenommen werden. Die Mahlzeiten sollen im Abstand von vier Stunden eingenommen werden, damit der Magen Zeit hat, zu verdauen. Man sollte essen, bis man satt ist, aber nicht darüber hinaus. Sorgfältiges Kauen und Einspeicheln entlastet die Mitte.

Die Qualität der Lebensmittel und der Getränke spielt eine wichtige Rolle. Es wird empfohlen, ausreichend zu trinken, aber während des Essens auf Getränke verzichten. Als optimal gilt heißes Wasser.

Art der täglichen Speisen und Getränke

Die Grundlage bildet gekochtes Getreide wie zum Beispiel Reis, frische Nudeln, Polenta oder Gries.

Neben frischem Obst bilden auch tierische Produkte und/oder pflanzliche Eiweißquellen wie zum Beispiel Fisch, Eier und geringe Mengen Fleisch sowie Nüsse, Hülsenfrüchte, Tofu und Pilze einen wichtigen Bestandteil. Auch gegartes Gemüse zählt dazu.

Kräutertees üben Wirkungen aus und sind deshalb nicht als Dauergetränk geeignet.

Sparsam einzusetzende Lebensmittel

Sparsam eingesetzt werden sollen Genussmittel wie Alkohol und auch koffeinhaltige Getränke, darunter Kaffee, schwarzer und grüner Tee, denn diese lösen hitzige Prozesse im Körper aus. Auch mit süßen Nahrungsmitteln sollte zurückhaltend sein, denn Süßes befeuchtet und fördert die Schleimbildung. Gleiches gilt für Rohkost, ungegartes Gemüse und eisgekühlte Speisen und Getränke, da sie milzschwächend wirken.

Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 09/2016 | aktualisiert 27.01.2024
Bildquelle:

Titelbild © Bild von kian2018 auf Pixabay
Vorschaubild Lesetipp 1: © Bild von Kerstin Riemer auf Pixabay.com
Vorschaubild Lesetipp 2: © klange76/Fotolia.com ID 52502861 (stock.adobe.com)

Quellen und weiterführende Informationen:

TCM-Verband Chinesischer Ärzte e.V.

Unschuld P. U.: Traditionelle Chinesische Medizin. 2013. Verlag Beck

Kaptchuk T. J.: Das große Buch der chinesischen Medizin. 2010. Verlag Knaur

Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen

Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen

Suche