Umweltbelastungen und Umweltgifte können die Gesundheit stark beeinflussen, so dass die auslösenden Substanzgruppen im Focus der Umweltmedizin stehen. Wissenschaftlich forschende Umweltmediziner konnten bislang zahlreiche Substanzgruppen ermitteln, die sich mit Gesundheitsstörungen oder Erkrankungen in Zusammenhang bringen lassen oder die spezielle Gesundheitsrisiken bergen. Zu den möglichen Auslösern für Befindlichkeitsstörungen oder Umwelterkrankungen zählen wohl mehr Umweltgifte und Umweltbelastungen als oft angenommen.

In der klinischen Umweltmedizin steht der belastete Patient im Vordergrund. Umweltmediziner befassen sich dabei neben einer praktischen Diagnose und Therapie auch mit dem Schutz vor schädlichen Umwelteinflüssen. Bei vielen Betroffenen liegt ein unklares Beschwerdebild vor, das nicht unbedingt leicht zu diagnostizieren ist.

Substanzgruppen in der Umweltmedizin

Eine Vielzahl von Giftstoffen, Erregern und ungünstigen Einflüssen kann die Gesundheit belasten. Von Bedeutung sind in der Umweltmedizin neben chemischen Stoffen auch biologisch aktive Stoffe und Erreger. Eine weitere Rolle spielen physikalische Einflüsse sowie psychische Auslöser.

LESETIPP

Schwermetallbelastung

Schwermetallbelastung: Rund um Diagnose und Ausleitung

Substanzen oder Umstände, die sich schädigend auf den Körper auswirken, bezeichnen Umweltmediziner als Noxen. Noxen können in unterschiedlich hohen Konzentrationen und Mengen im Haushalt, in Gebäuden, am Arbeitsplatz oder in der Umgebung vorkommen.

Chemische Substanzen in der Umweltmedizin

Mehr als 12 Millionen Chemikalien sind insgesamt registriert, von denen über 100.000 als umweltrelevant eingestuft sind.

Zu den chemisch bedeutsamen Substanzen in der Umweltmedizin zählen Stoffe wie Formaldehyd, Asbest, Ozon oder das radioaktive Radon sowie Radionuklide. Daneben wurden sowohl Stickstoffoxide und das Spurengas Peroxyacetylnitrat sowie Feinstaub und Dioxine als umweltrelevante Substanzen eingestuft. Zum Kreis zählen aber auch Fourane und weitere toxische Luftschadstoffe.

Schwermetalle und Halbmetalle wie Blei, Cadmium, Quecksilber, Thallium, Arsen, Aluminium oder Chrom IV vervollständigen die Liste. Zu den chemisch bedeutsamen Substanzen gehören außerdem Pflanzenschutzmittel, Dämmstoffe mit künstlicher Mineralfaser sowie chlororganische Verbindungen, die etwa in Holzschutzmitteln oder Pflanzenschutzmitteln und Insektiziden vorkommen. Weichmacher zählen ebenfalls dazu.

Biologische Einflüsse in der Umweltmedizin

Biologisch bedeutsam sind in der Umweltmedizin spezielle Substanzen, zum Beispiel allergieauslösende Gräser und Pollen, Pilzgifte, Parasiten und Erreger. Aber nicht nur solche Substanzen aus der Umwelt verursachen bei vielen Menschen gesundheitliche Probleme, auch Bakterien, Viren, Schimmelpilze, Legionellen oder ähnliche Erreger können die Gesundheit belasten. Gegenstand der Diagnose und Therapie sind in der Umweltmedizin zudem Parasiten wie beispielsweise Zecken, die Borreliose oder FSME übertragen.

Physikalische Einflüsse in der Umweltmedizin

Neben chemischen und biologischen Einflüssen können auch physikalisch einwirkende Reize die Gesundheit beeinträchtigen. Zu den physikalischen Einflüssen zählen Umweltmediziner neben Lärm, Hitze, Kälte und Infraschall außerdem elektromagnetische Felder und UV-Licht.

Psychosoziale Einflüsse in der Umweltmedizin

Darüber hinaus können psychosoziale Einflüsse und Stressoren die Gesundheit von Eltern und Kindern maßgeblich beeinflussen. Psychosozialen Einfluss nehmen etwa Kindergärten, Schulen und Arbeitsplätze. Die Erholungszeiten und den Tagesrhythmus stufen Umweltmediziner dabei ebenfalls als beeinflussende Faktoren ein.

Umweltbezogene Syndrome und Gesundheitsstörungen

Häufig äußern sich Umwelterkrankungen mit einem unklaren Beschwerdebild. Die Mehrheit der Betroffenen hat deshalb oft schon eine lange Reise durch verschiedene Arztpraxen und eine Vielzahl von ergebnislosen Untersuchungen hinter sich, weil ihr unklares Beschwerdebild mit schleichenden und wechselnden Symptomen für viele Ärzte nicht erklärbar ist.

Bei zahlreichen Betroffenen steckt eines von drei häufig auftretenden umweltbezogenen Syndromen dahinter, die nach Expertenangaben allesamt mehr oder weniger starke Befindlichkeitsstörungen auslösen.

LESETIPP

Amalgam: Symptome und Risiken bei defekten Amalgamfüllungen

Amalgam: Symptome und Risiken bei defekten Amalgamfüllungen

Häufig diagnostizieren Umweltmediziner eine Multiple Chemische Sensitivität (MCS), bei der Betroffene auf Substanzen aus der Umwelt reagieren. Ein weiteres, oft festgestelltes umweltbezogenes Syndrom, ist das Chronic Fatique Syndrom (CFS), auch bezeichnet als chronisches Erschöpfungssyndrom, chronisches Müdigkeitssyndrom oder myalgische Enzephaleopathie (ME). Dabei verlieren Betroffene einen Großteil ihrer körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit.

Nicht selten tritt aber auch das Sick-Building-Syndrom (SBS) auf, bei dem Betroffene in Verbindung mit dem Aufenthalt in bestimmten Gebäuden Beschwerden und Symptome zeigen.

Besonders schwierig gestaltet sich jedoch die Diagnose einer umweltbezogenen Gesundheitsstörung (Öko-Syndrom) bei Betroffenen, bei denen eine körperliche (somatische) und psychogene Überlagerung besteht.

Die Diagnose erfolgt bei allen drei umweltbezogenen Syndromen durch Gegenüberstellung und Abgrenzung von Krankheiten mit ähnlichen Beschwerdebildern (Differentialdiagnose). Bestehende körperliche oder psychiatrische Erkrankungen schließen Umweltmediziner zuvor aus.

Während sich bei MCS und CFS die Diagnose auf Einzelpersonen bezieht und nicht vom Ort abhängig sein muss, bezieht sich beim SBS die Diagnose auf den Ort und gleichzeitig auf mehrere Personen, die einen gemeinsamen Ort nutzen. Die Entstehung der umweltbezogenen Syndrome ist bislang nicht bekannt. Die Eigenständigkeit von MCS, CFS und SBS ist medizinisch nicht allgemein akzeptiert.

Neben den drei umweltbezogenen Syndromen, sind in der Umweltmedizin verschiedene Gesundheitsstörungen und Befindlichkeitsstörungen bekannt. Dazu zählen die Elektrosensitivität und die Amalgam-bezogenen Gesundheitsstörungen.

Umwelterkrankungen

(Für mehr Informationen zum speziellen umweltmedizinischen Syndrom und zur Gesundheitsstörung klicken Sie in das Feld)

Multiple Chemische Sensitivität (MCS)

Im Focus steht die erworbene Unverträglichkeit gegenüber Substanzen aus der Umwelt. Der medizinische Begriff für das Öko-Syndrom lautet Multiple Chemische Sensitivität (MCS). MCS wird als eine erworbene Unverträglichkeit gegenüber Substanzen beschrieben, die in der Umwelt vorkommen. Oft sind es unterschiedliche künstliche Stoffe, die nicht verwandt sind und Symptome in mehreren Organsystemen auslösen können. Meist reichen geringe Konzentrationen als Auslöser aus. Diese Werte liegen in der Regel weit unterhalb der Schwellen, die sonst mit beobachteten Wirkungen verbunden werden. Unter den Auslösern sind häufig Lösungsmittel, Holzschutzmittel, Amalgam aus Zahnfüllungen, Insektizide, Pestizide und elektromagnetische Felder.

Im Krankheitsverlauf nimmt die Zahl der auslösenden Stoffe und die Zahl der Symptome zu. Das Meiden der Auslöser ist oft kaum möglich und die Gefahr der sozialen Isolation ist bei MCS groß. Die Diagnose für Multiple Chemische Sensitivität wird über den Ausschluss anderer Erkrankungen und Beschwerden ermittelt. Immer sind bei MCS verschiedene Organe betroffen, dabei zeigen Organfunktionstests aber keine Auffälligkeiten. Um zu einer positiven Diagnose zu kommen, müssen zudem entsprechende Auslöser im Umfeld identifiziert werden können, denen der Betroffene ausgesetzt ist oder war. Auszuschließen sind im Rahmen der Diagnose gleichzeitig verschiedene andere körperliche Erkrankungen sowie psychische Ursachen.

Bei den Untersuchungen diagnostizieren Umweltmediziner aber auch regelmäßig bis dahin nicht erkannte Erkrankungen und sie können dann eine Multiple Chemische Sensitivität ausschließen. Erkrankungen, die Umweltmediziner durch Ausschlussdiagnose regelmäßig feststellen, sind allergisches und nicht allergisches Asthma, Schilddrüsenüberfunktion, Autoimmunerkrankungen, Schilddrüsenunterfunktion und bronchiale Hyperreagibilität. Daneben bestehen bei einigen Betroffenen statt MCS auch psychosomatische oder psychiatrische Erkrankungen, die bis dahin nicht diagnostiziert wurden.

Als Berufskrankheit wird MCS derzeit anerkannt.

Symptome von MCS

Typische Symptome der Multiplen Chemischen Sensitivität sind dauerhafte Müdigkeit, ein allgemeines Schwächegefühl und eine schnelle Ermüdbarkeit. MCS kann außerdem mit einer verringerten Gedächtnisleistung und Konzentrationsfähigkeit einhergehen sowie mit einer verringerten Auffassungsgabe und erhöhter Reizbarkeit. Anzeichen können aber auch Ruhelosigkeit oder innere Unruhe und motorische Ungeschicklichkeit sein.

Zu den weiteren möglichen Symptomen zählen neben verstärkter Geruchsempfindlichkeit und grippeähnlichen Symptomen auch Hautirritationen, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Atemwegsprobleme. Neben Herz-Kreislaufproblemen kann es außerdem zu körperlichen Anzeichen wie Kopfschmerzen, Infektanfälligkeit und diffusen Schmerzen, besonders in den Gelenken, Knochen und Weichteilen kommen.

Magen-Darm-Beschwerden und Reizungen im Raum von Magen und Rachen sowie Augenbrennen und Augenreiben gehören ebenfalls zu den Symptomen, die bei MCS auftreten können.

Chronic Fatique Syndrom (CFS)

Betroffene leiden unter der Beeinträchtigung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit. Das Chronic Fatique Syndrom (CFS), auch unter den Bezeichnungen chronisches Erschöpfungssyndrom und chronisches Müdigkeitssyndrom bekannt, bezeichnet einen Zustand, bei dem mindestens 6 Monate lang durchgehend die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit um mehr als 50 Prozent herabgesetzt ist. Im englischen Sprachraum wird das Syndrom meist als myalgische Enzephalopathie (ME) bezeichnet, so dass hierfür auch die Abkürzung CFS/ME gebräuchlich geworden ist. Beim chronischen Erschöpfungssyndrom scheint keine medizinische Ursache zugrunde zu liegen.

Meist beginnt CFS sehr plötzlich, oft tritt die Erkrankung mit einem auslösenden Ereignis auf. Ein schleichender Beginn gilt unter Experten prognostisch als ungünstig. Unter dem Chronic Fatique Syndrom leiden mehr Frauen als Männer, häufig im Alter zwischen 30 und 40 Jahren. Betroffene stammen aus allen sozialen Schichten. Bisweilen tritt eine familiäre Häufung auf. Bei einigen Betroffenen bessert sich der Befund innerhalb der ersten 2 Jahre, bei manchen führt er zur Berufsunfähigkeit und Pflegebedürftigkeit. Wie aus einem Bericht des Medizinmagazins Forum Sanitas hervorgeht, ergab sich in Studien zur Prognose des chronischen Erschöpfungssyndroms bei 40 Prozent der Patienten im Verlauf  eine Verbesserung, die im Bereich zwischen 8 und 63 Prozent lag. Zwischen 8 und 30 Prozent der Betroffenen konnten ihrer Arbeit wieder nachgehen.

Festgestellt wird das Chronic Fatique Syndrom in der Regel durch eine Ausschlussdiagnose. Auszuschließen sind bei CFS das Schlaf-Apnoe-Syndrom, alleinige Müdigkeit, virale Infekte, sowie psychiatrische Erkrankungen. Für eine positive Diagnose ist es außerdem erforderlich, dass nach Definition des Center of Disease Control insgesamt vier aus der Reihe der damit verbundenen Symptome gleichzeitig auftreten.

Symptome von CFS

Zu den mit dem Chronic Fatique Syndrom verbundenen möglichen Symptomen gehört neben Gedächtnisstörungen und Konzentrationsstörungen auch ein nicht erholsamer Schlaf.

Gekennzeichnet kann CFS außerdem durch Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen und Halsschmerzen sein. Auch kann es zu neu aufgetretenen Kopfschmerzen oder einem Krankheitsgefühl nach körperlicher Belastung kommen.

Einhergehen kann CFS auch mit empfindlichen oder vergrößerten Lymphknoten.

Beim Sick Building Syndrom (SBS) geht es um ein umweltmedizinisches Beschwerdebild, das bei einer größeren Anzahl von Personen in Verbindung mit dem Aufenthalt in einem Gebäude auftritt. Beim SBS müssen mindestens 10-20 % der Gebäudenutzer von unklaren Symptomen betroffen sein. Wenn das Gebäude verlassen wird, verschwinden bei den Betroffenen die Beschwerden und Symptome.

Während das SBS kaum in natürlich belüfteten Gebäuden auftritt, sind neu errichtete oder renovierte Gebäude mit Klimatisierung davon betroffen. Oft handelt es sich um Bürogebäude, seltener um Gebäude wie Krankenhäuser und Schulen. Häufig liegt die Ursache für ein Sick-Building-Syndrom in raumlufttechnischen Anlagen.

Symptome beim Sick Building Syndrom

Betroffene, die vom Sick Building Syndrom betroffen sind können neben Augentrockenheit oder Augenbrennen auch unter Kopfschmerzen und Müdigkeit leiden.

Zu den weiteren typischen Anzeichen zählen Schnupfen, Konzentrationsstörungen und Gedächtnisstörungen. Es kann außerdem zu wiederkehrenden Infekten kommen.

Amalgam-bezogene Gesundheitsstörungen

Im Körper enthaltenes kann Quecksilber Symptome auslösen. Zwar konnten bis heute in verschiedenen Studien keine Gesundheitsgefahren im Zusammenhang mit dem Zahnfüllmaterial Amalgam nachgewiesen werden, dennoch wird Amalgam oft mit unklaren Symptomen und Gesundheitsstörungen bei beginnender Quecksilbervergiftung in Zusammenhang gebracht. Als Auslöser für Amalgam-bezogene Gesundheitsstörungen wird das in hohem Anteil enthaltene Quecksilber vermutet. Die freigesetzten Quecksilberdämpfe werden zu 80 Prozent eingeatmet und zum kleineren Teil auch über den Magen-Darmtrakt aufgenommen. Durch mechanische Bearbeitung der Füllung beim Polieren sowie durch Zähneknirschen, häufige Mahlzeiten, Kauen harter Nahrungsmittel oder durch Kaugummi werden vermehrt Quecksilberdämpfe freigesetzt, die in den Körper gelangen. Die Quecksilberbelastung steigt neben dem Alter der Füllungen sowie der Oberfläche auch mit der Anzahl der Amalgamfüllungen.

Symptome von Amalgam-bezogenen Gesundheitsstörungen bei beginnender Quecksilbervergiftung

Typische Anzeichen der Amalgam-bezogenen Gesundheitsstörungen sind nicht nur Kopfschmerzen, Schwindelgefühle und Schlaflosigkeit, sondern auch Angst und Reizbarkeit und Zurückgezogenheit. Auftreten können außerdem Konzentrationsstörungen und Stimmungsschwankungen sowie Beschwerden im Magen-Darmtrakt.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte empfiehlt Schwangeren, Kindern und Nierengeschädigten, auf Amalgam zu verzichten. Kassenärztlich ist die Verwendung von Amalgamfüllungen nicht angezeigt, bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen oder einer nachgewiesenen Kontaktallergie gegen Amalgam oder seine Bestandteile. Selten lösen Quecksilber oder Quecksilberverbindungen auch eine Kontaktallergie vom Typ IV aus.

Elektrosensitivität

Es kommt bei Betroffenen zu Befindlichkeitsstörungen durch elektrische Felder. Eine bekannte Befindlichkeitsstörung ist das Phänomen der Elektrosensitivität. Betroffene berichten in Zusammenhang mit elektromagnetischen Feldern (EMF) über Symptome wie Kopfschmerzen, Benommenheit und Schlafstörungen. Wissenschaftlich lässt sich die Elektrosensitivität bislang nicht begründen. Belegbar sind allerdings elektromagnetische Einflüsse auf elektronische Geräte, darunter auch Herzschrittmacher.

Verschiedene Praxen bieten umweltmedizinische Leistungen für Betroffene

Umweltmedizinische Leistungen bei Erkrankungen werden in der Regel von niedergelassenen Ärzten mit einer entsprechenden Zusatzausbildung in der Praxis meist neben klassischen medizinischen Leistungen angeboten.

Umweltmediziner beraten ihre Patienten umfassend über umweltmedizinische Zusammenhänge und klären auf Patientenwunsch die vermuteten Schadstoffbelastungen oder Belastungen durch andere Umwelteinflüsse individuell ab. Während einige Betroffene ihren Status lediglich rein vorsorglich abklären lassen, kommen auch Patienten mit unklaren Symptomen oder bereits bestehenden Erkrankungen, die dahinter eine Schadstoffbelastung vermuten.

Auch verschiedene Heilpraktiker bieten umweltmedizinische Leistungen in ihrer Praxis an.

Umweltmedizinische Kliniken, Beratungsstellen und Ambulanzen

Wenige Kliniken in Deutschland haben sich auf die praktische Behandlung von umweltmedizinischen Erkrankungen spezialisiert und behandeln Betroffene bei Notwendigkeit auch stationär.

Meist sind es, über Deutschland verteilt, verschiedene umweltmedizinische Zentren, die Patienten mit Verdacht auf eine umweltbedingte Erkrankung beraten. Auch umweltmedizinische Ambulanzen klären mögliche Schadstoffeinwirkungen ab und beraten Patienten präventiv. Diese Beratungszentren befinden sich in verschiedenen Kliniken, Universitätskliniken und Ämtern.

Gesundheitsprobleme durch Innenräume in der Umweltmedizin

Umweltmediziner werden oft wegen einer Innenraumbelastungen konsultiert. Bei ungefähr zwei Drittel der Patienten führen Umweltmediziner die Ursache für die körperliche Reaktion auf Schadstoffe oder Reizstoffe in Innenräumen zurück. Bei den übrigen Patienten sind die identifizierten Auslöser hauptsächlich Nahrungsmittel, Zahnersatzmaterialien, Stress, elektromagnetische Felder oder Allergene aus der Umwelt oder vom Arbeitsplatz.

Diagnose in der Umweltmedizin

Um zu einer Diagnose zu kommen, sind häufig verschiedene Bestimmungen und Bewertungen der körperlichen Belastungen notwendig. In der Umweltmedizin ist für die Diagnose nicht nur der Ausschluss von anderen Erkrankungen erforderlich, oft muss zudem der körperliche Status anhand von Schadstoffmessungen ermittelt werden.

LESETIPP

Aluminium

Aluminium: Gefahr für die Gesundheit

Auch Schadstoffmessungen aus der direkten Umwelt des Betroffenen oder ganzer Bevölkerungsgruppen fließen in die Bewertung mit ein. Das analytische Vorgehen wird Human-Biomonitoring (HBM) genannt.

Vom Ergebnis der Analyse hängt der Umfang der Maßnahmen ab, die zu treffen sind, um eine festgestellte Schadstoffbelastung zu senken. Das Biomonitoring kann auch wiederholt zur Überprüfung im Therapieverlauf eingesetzt werden.

Um die inneren körperlichen Belastungen durch Umweltgifte zu diagnostizieren, nutzen Umweltmediziner verschiedene labortechnische Untersuchungen. Innere Belastungen können aus unterschiedlichen Quellen stammen und über unterschiedliche Weise in den Körper gelangt sein. In den Körper gelangen die Schadstoffe über die Atemluft, den Mund oder die Haut.

Zur Untersuchung kommen beim Bio-Monitoring neben Körpergewebe, Haaren und Zähnen auch Körperflüssigkeiten wie Blut, Urin, Sperma, Vaginalsekret oder Muttermilch. Ob kritische Konzentrationen oder gesundheitliche Belastungen vorliegen, ergibt ein Abgleich mit den Schadstoff-Referenzwerten.

Wenn sich der Verdacht auf Schadstoffbelastungen in Wohnräumen oder am Arbeitsplatz durch den medizinischen Befund bestätigt, kann ein Umweltmediziner ein Umwelt-Monitoring veranlassen. Beim Umwelt-Monitoring ermitteln qualifizierte Baubiologen oder Ingenieure die individuelle Belastung durch äußere Umweltfaktoren beim Betroffenen vor Ort. Untersuchungen und Schadstoffmessungen werden aus potentiell möglichen Quellen vorgenommen.

Zu den häufigen Schadstoffquellen zählt neben der Luft auch der Boden und das Wasser.

In Wohn- oder Nutzimmobilien können sich Schadstoffe dagegen in Baumaterialien sowie auch in Bodenbelägen, Wandmaterialien und Deckenmaterialien und Möbeln verbergen. Auch der Hausstaub kann eine Schadstoffquelle sein, beziehungsweise kann er in Räumen befindliche Schadstoffe enthalten.

Weitere Schadstoffe befinden sich in einigen Haushaltsartikeln, Lebensmitteln oder auch Textilien.

Für die Bewertung einer Schadstoffbelastung sind die festgelegten Grenzwerte ausschlaggebend.

Monitoring körperlicher Auswirkungen und individueller Empfindlichkeit

Bei bestehenden Schadstoffbelastungen durch biochemische oder biologische Auslöser untersucht der Umweltmediziner den Betroffenen auf die körperlichen Auswirkungen hin. Bei Umweltbelastungen steht besonders der oxidative Stress und der nitrosative Stress im Focus, der die Körperzellen schädigt und das Auftreten von Freien Radikalen begünstigt.

Die Wirkung von Schadstoffen und Umwelteinflüssen auf den Körper kann individuell sehr unterschiedlich sein und ist noch nicht vollständig erforscht. Forscher vermuten aber, dass sowohl angeborene Überempfindlichkeiten, genau wie auch erworbene Abweichungen, Einfluss auf die individuelle Auswirkung von Schadstoffbelastungen nehmen. Zu den erworbenen Abweichungen zählt beispielsweise ein Vitaminmangel oder ein Mineralstoffmangel oder Mangel an Spurenelementen.

Therapie in der Umweltmedizin

Bei umweltmedizinischen Schadstoffbelastungen gibt es für Betroffene eine Vielzahl von traditionellen und modernen Entgiftungsverfahren. Neben der Ausschaltung der Schadstoffquellen, bieten Umweltmediziner ihren Patienten verschiedene Therapien zur Entgiftung an.

LESETIPP

Umwelthormone beeinflussen den Hormonspiegel

Umwelthormone beeinflussen Testosteronspiegel

Angeboten werden können etwa Entgiftungsbäder und die Therapie von Lymphe und Bindegewebe sowie eine Chelat-Therapie. Zum Einsatz kommen auch entgiftend wirkende Phytotherapien, Fastenkuren oder Entschlackungskuren. Ausleitungsverfahren wie das Schröpfen und der Aderlass zählen zu den weiteren Behandlungsmethoden in der Umweltmedizin.

Hinzu kommen Entgiftungsverfahren wie Kneipp oder die Meso-Therapie. Auch Entgiftungsverfahren nach Hildegard von Bingen sowie nach TCM oder die Bioresonanz-Therapie können zur Anwendung kommen.

Daneben wird auch die traditionelle chinesische Akupunktur sowie die Elektroakupunktur nach Voll in der Umweltmedizin therapeutisch eingesetzt.

Kosten und Kostenübernahme von umweltmedizinischen Leistungen

Nicht immer kommt es zu einer Kostenübernahme für Leistungen in der Umweltmedizin durch die Kassen. Die Umweltmedizin zählt zu den Leistungen, für die gesetzliche Krankenkassen die Kosten dann übernehmen, wenn eine medizinische Notwendigkeit vorliegt. Auch die Kosten für eine mehrwöchige Behandlung in spezialisierten Kliniken werden bei Notwendigkeit von gesetzlichen Krankenkassen getragen. In einigen Fällen überprüfen gesetzliche Krankenkassen die medizinischen Unterlagen, bevor sie eine Genehmigung erteilen.

Die Umweltmedizin zählt zu den IGeL-Leistungen

Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten für medizinische Leistungen nur bei eindeutiger Symptomatik und medizinischer Notwendigkeit.

Als individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) eingestuft, müssen Patienten die Kosten für umweltmedizinische Leistungen immer dann privat zahlen, wenn keine medizinische Notwendigkeit gegeben ist.

Leistungen der Umweltmedizin können je nach Situation, die Erst- und Folgeanamnese, eingehende umweltmedizinische Beratung, Wohnraumbegehungen, Schadstoffmessungen sowie ein Bio-Monitoring umfassen. Daneben können Kosten für die Erstellung eines umweltmedizinisch begründeten Behandlungskonzepts und umweltmedizinische Gutachten anfallen.

Kosten fallen je nach beauftragter Leistung für Umweltmediziner oder Heilpraktiker, Umweltlabore und/oder umweltmedizinisch ausgerichtete Ingenieure und/oder Bausachverständige an. Die Kosten für erbrachte umweltmedizinische Leistungen richten sich dabei nach der jeweiligen Gebührenordnung.

Die Kosten für das Monitoring von Schwermetallen betragen etwa 30 Euro pro untersuchter Substanz. Zur Untersuchung können Schwermetalle wie Blei, Cadmium, Quecksilber oder Nickel kommen.

Viele Krankenzusatzversicherungen erstatten die Kosten für Umweltmedizin

Viele Krankenzusatzversicherungen erstatten neben anderen Naturheilverfahren auch Leistungen der Umweltmedizin, die durch Ärzte und Heilpraktiker vorgenommen werden.

Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 01/2021 | aktualisiert 24.08.2023
Bildquelle: © Bild von fotografyarte auf Pixabay.com

Quellen und weiterführende Informationen:

Robert-Koch-Institut. Definition Umweltmedizin. 23.06.2016

Umweltbundesamt. Gesundheitsrelevante Schadstoffe im human biomonitoring

Deutscher Berufsverband Klinischer Umweltmediziner (DBU)

EUROPEAN EMF Guideline 2016 for the prevention, diagnosis and treatment of EMF-related health problems and illnesses

H. Drexler, P. Elsner. Grundwissen klinische Umweltmedizin. Verlag Huber. Leipzig 2004

B. Harder. Der große IGeL-Check. Verlag Knaur. 2005

Prof. Dr. med. Carmen Scheibenbogen. Das Chronische Fatique Syndrom – eine unterschätzte Erkrankung. Forum Sanitas. Das informative Medizinmagazin. 3. Ausgabe 2008 (PDF)

Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen

Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen

Suche