Neugeborenen fehlt es nach der Geburt oft an genügend Vitamin K, das für die Blutgerinnung verantwortlich ist. Viele Neugeborene haben wegen ihres nicht ausreichend gefüllten Vitamin-K-Speichers ein erhöhtes Risiko für Blutungen. In Deutschland wird deshalb eine vorbeugende Vitamin-K-Gabe empfohlen, um das Blutungsrisiko für Neugeborene zu senken.

Verringerung des Risikos für Vitamin-K-Mangel-Blutungen durch Prophylaxe

Prophylaktische Gaben von Vitamin K sollen die sogenannten Vitamin-K-Mangel-Blutungen (VKMB) bei Neugeborenen verhindern, die entweder in Form von Hautblutungen, Darmblutungen oder Hirnblutungen auftreten können. Diese hämorrhagische Erkrankung kann schon in der ersten Lebenswoche zu schweren Blutungen führen, die in einigen Fällen tödlich enden. Grund dafür ist, das wichtige Gerinnungsproteine wie etwa das Prothrombin, durch fehlendes Vitamin K nicht aktiviert werden können.

Im Vergleich zu Ländern, die keine vorbeugenden Vitamin-K-Gaben für Neugeborene bieten, lässt sich Studien zufolge die Häufigkeit der Blutungsstörungen mit tödlichem Ausgang hierzulande deutlich senken.

LESETIPP

Folatmangel im Gehirn: Neue Erkenntnisse

Folatmangel im Gehirn: Neue Erkenntnisse

Gesunde Neugeborene erhalten eine vorbeugende Vitamin-K-Gabe in Form von Tropfen

Das bundesweite Netzwerk Gesund ins Leben, das aus Berufsverbänden, medizinischen und wissenschaftlichen Fachgesellschaften sowie verschiedenen Institutionen besteht, spricht sich für die vorbeugende Vitamin-K-Gabe in bundesweiten Handlungsempfehlungen aus.

Diese Behandlung sollte demnach bei gesunden Neugeborenen durch Gabe von 3 mal 2 Milligramm Vitamin-K-Tropfen erfolgen, die in den Mund geträufelt werden. Ärzte raten Eltern dazu, alle 3 Dosen der Vitamin-K-Gabe verabreichen zu lassen. Die erste Dosis steht in Verbindung mit der Erstuntersuchung U1, die sofort nach der Geburt ansteht. Die anderen beiden Dosen verbreichen die Ärzte bei der U2-Untersuchung, die zwischen dem 3. Und 10. Lebenstag erfolgt sowie bei der U3-Untersuchung zwischen der 4. Und 5. Lebenswoche. Die Verabreichung erfolgt in der Regel in Abstimmung mit den Eltern.

In Ausnahmefällen kommt eine Injektion zum Einsatz

Bei einigen Neugeborenen besteht nicht die Möglichkeit Tropfen zu verabreichen, so dass Ärzte alternativ einmalig eine Vitamin-K-Injektion geben können.

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin rät in mehreren Fällen zur Gabe von Vitamin K in Form einer Injektion. Insbesondere ist das der Fall, wenn das  Geburtsgewicht unter 1.500 Gramm liegt. Auch bei reif geborenen Säuglingen, die sich in einem schlechten Allgemeinzustand befinden wird zur Gabe per Injektion geraten.

Ebenfalls bei Verdacht auf Aufnahmestörungen im Darm und wenn sonstige Gründe vorliegen, die eine dreimalige Vitamin-K-Gabe unmöglich machen, empfehlen die Experten eine Injektion.

Über Nebenwirkungen wird nicht berichtet. Vermutungen über eine krebsfördernde Wirkung bei der Verabreichung in den Muskel wurden durch Studien widerlegt.

Einige Neugeborene haben ein besonders hohes Risiko

In der Zeit nach der Geburt reichen die körpereigene Produktion und die Muttermilch nicht aus, um die geringen Speicher der Neugeborenen ausreichend zu füllen, so dass Experten Stillkinder als besonders gefährdet betrachten.

Durch Mütter, die Vitamin-K-Antagonisten wie Warfarin einnehmen, ist das Risiko für Neugeborene ebenfalls erhöht.

Auch Überdosierung kann eine schädigende Wirkung haben

Säuglingsnahrung ist häufig mit Vitamin K angereichert. Durch eine zu hohe Aufnahmemenge besteht die Gefahr einer Überdosierung, die toxisch wirkt. Es kann dadurch zur Gelbsucht kommen, die bei Neugeborenen eine Art Gehirnschädigung auslöst. Durch gerissene Blutkörperchen kann es außerdem zur Blutarmut kommen, so dass Experten dazu raten, auch bei der Säuglingsernährung auf eine moderate Vitamin-K-Zufuhr zu achten.

Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 24.03.2023 | aktualisiert 23.04.2024
Bildquelle: © Bild von esudroff auf Pixabay.com

Quellen und weiterführende Informationen:

Gesund ins Leben. Warum und in welcher Form brauchen Säuglinge zusätzlich Vitamin K?

Vitamin-K-Gabe für Säuglinge empfohlen. Bundeszentrum für Ernährung (BzfE)

H.K. Biesalski, J. Köhrle, K. Schümann. Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. Verlag Thieme. 2002

Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Vitamin-K-Prophylaxe bei Neugeborenen. Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) (PDF)

Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen

Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen

Suche