Wandern und Gesundheit: Studien überzeugten

Wandern hat eine positive Wirkung auf die Gesundheit und eignet sich auch bei Übergewicht. Eine Grundlagenuntersuchung zum Thema Freizeit und Wandern, die das Bundeswirtschaftsministerium veröffentlicht hatte, lässt nunmehr keinen Zweifel daran, dass auch Wandern gut für die Gesundheit ist und von der Wirkung her sogar zu den gesündesten Sportarten zählt.

Der Wandersport ist nach Angabe der Experten nicht nur gut für die Psyche, weil er Stresshormone abbaut und vermehrt das Wohlfühlhormon Serotonin sowie den Glücksbotenstoff Dopamin ausschüttet. Gleichzeitig stärkt Wandern das Herz- Kreislaufsystem, den Bewegungsapparat, das Immunsystem und die Atemwege. Darüber hinaus senken regelmäßige Wanderungen zudem das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen. Auch für stark Übergewichtige, die etwas für ihre Gesundheit tun möchten, ist Wandern nach Expertenangaben eine der wenigen empfehlenswerten Sportarten, denn es schont die Gelenke.

Beim Wandern werden alle Muskeln beansprucht. Neben der Beinmuskulatur beansprucht der Körper auch die Rückenmuskulatur und die Armmuskulatur, um bei jedem Schritt das Gleichgewicht auszubalancieren.

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Schon kürzeste Distanzen wirken sich beim Wandern positiv auf die Gesundheit aus

Das sich bereits kürzeste Distanzen beim Wandern positiv auf die Gesundheit auswirken, ergab eine Studie des Deutschen Wanderverbandes e.V. zum Konzept des Gesundheitswanderns. Das Konzept des Gesundheitswanderns entwickelte der Deutsche Wanderverband e.V. speziell mit Physiotherapeuten der Osnabrücker Fachhochschule.

Diese Studie, die sich über einen Zeitraum von 7 Wochen erstreckte, führte die Osnabrücker Fachhochschule zusammen mit der Universität Halle-Wittenberg durch. Zweimal wöchentlich wanderten dabei im Rahmen der Studie untrainierte Berufstätige im Durchschnittsalter von 53 Jahren 90 Minuten lang und legten je nach Gelände zwischen 3,7 und 5,6 Kilometer zurück. Die Wanderungen der Gesundheitswanderer wurden jeweils zwei mal von physiotherapeutischen Lockerungs- und Balanceübungen unterbrochen und beinhalteten außerdem 3 Minuten lang ein schnelleres Gehen.

Nach der Auswertung berichteten die Forscher, dass die Gruppe der Gesundheitswanderer in den 7 Wochen durchschnittlich 1,3 kg Körpergewicht verloren hatte und auch bessere Blutdruckwerte und eine gesunkene Herzfrequenz aufwies. Daneben stellten die Forscher bei den Gesundheitswanderern auch eine verbesserte Ausdauerfähigkeit und Koordinationsfähigkeit fest.

Wanderer verbrennen fast so viele Kalorien wie Jogger

Ein Wanderer mit 70 kg Körpergewicht verbrennt beim Wandern zwischen 300 und 350 Kilokalorien in der Stunde. Bei steilem Gelände kann der Kalorienverbrauch im Wandersport bis auf 550 Kilokalorien ansteigen. Übergewichtige verbrennen jedoch beim Wandern mehr Kalorien als Normalgewichtige, da sie mehr Eigengewicht bewegen müssen.

Es gibt eine Vielzahl attraktiver Wanderformen

Wandern kann erstaunlich vielseitig sein, denn es gibt zahlreiche attraktive Wanderformen für junge und alte Wanderfreunde. Mittlerweile ist das Angebot für Wanderfreunde groß geworden, weil gleichzeitig mit dem Wandern jede Menge verschiedene Interessen verknüpft werden können. Je nach Anspruch gibt es erholsame, anstrengende, bildende oder moderne actionreiche Wanderformen, die sogar Wettbewerbscharakter haben können und besonders auch viele junge Leute ansprechen. Gemeinsam bleibt all den unterschiedlichen Wanderformen jedoch eine positive Wirkung auf die Gesundheit.

Über ganz Deutschland ziehen sich ausgeschilderte Wanderpfade, auf denen Erholungstouren und Erlebnistouren in stillen oder hochfrequentierten Regionen möglich sind. Viele Tourismusvereine organisieren dabei auch den Gepäcktransfer zur Entlastung der Wanderer. Entlang der Wanderwege finden sich viele Herbergen und Hotels. Wanderer profitieren nicht nur gesundheitlich vom Wandersport, sie erleben und entdecken auch vieles, das Anderen verborgen bleibt.

Beim Wandern in normaler Geschwindigkeit handelt es sich um eine gemäßigte Ausdauersportart, die über mehrere Stunden ausgeübt wird. Wenn der Wandersport in zügiger Gangart und in anspruchsvollem Gelände mit Steigungen ausgeübt wird, handelt es sich um ein Intervalltraining.

Zu den häufigsten Wanderformen zählen:

Das Volkwandern

Volkssportverbände organisieren beim Volkswandern unterschiedlich lange Wanderungen mit Verpflegungs- und Kontrollposten, die ein Teilnehmer alleine oder in einer Gruppe durchwandert. Die Teilnehmer werden beim Volkswandern oft symbolisch ausgezeichnet.

Das Sportwandern

Sportwanderer organisieren sich in unterschiedlich langen Märschen. Das Sportwandern erstreckt sich meist über längere Zeiträume und große Distanzen.

Das Bergwandern

Bergwanderer legen häufig große Höhen zurück. Beim Bergwandern planen Wanderer auch weitere Strecken von Schutzhütte zu Schutzhütte.

Das Trekking

Wanderer legen beim Trekking große Entfernungen zurück, meistens abseits der ausgeschilderten Routen. Mitunter werden beim Trekking auch mehrere Tage oder Wochen lang bestimmte Regionen oder Landschaften durchwandert, manchmal auch abseits der Zivilisation.

Das Bildungswandern

Bildungswanderer nutzen häufig die große Palette der Lehrpfade, die sich quer über Deutschland erstrecken. Beim Bildungswandern wird ohne einen Wanderführer das Wissen auf Informationstafeln zu ausgewählten Themen vermittelt, die sich an verschiedenen Stellen auf den Lehrpfaden befinden. Zum Bildungswandern zählen aber auch geführte Touren durch Städte oder bestimmte Landschaften.

Das Meditative Wandern

Auf der Suche nach Gott und/oder dem Lebenssinn gehen Menschen beim Meditativen Wandern mehrere Tage oder Wochen auf Pilgerwegen oder Wallfahrten zu bestimmten Zielen oder in einsame Gebiete. Meditatives Wandern wird in der Gruppe oder alleine praktiziert.

Das Winterwandern

Winterwanderer nutzen dabei Wege in den Gebirgstälern und speziell präparierte und ausgeschilderte Wege. Oft findet das Winterwandern in der Nähe von Skigebieten statt.

Das Geocaching

Geocoaching lässt sich als elektronische Schatzsuche oder Schnitzeljagd mit einer oder mehreren Zwischenstationen bezeichnen. Besonders beliebt ist die Wanderform Geocoaching bei jungen Leuten. Oft wird Geocoaching von Wanderverbänden unterstützt.

Das Nacktwandern

Das Nacktwandern zählt in Deutschland mittlerweile auch zu den etablierten Wanderformen. Für Nacktwanderer gibt es in Deutschland bereits offiziell ausgeschilderte Nacktwanderwege.

Pilgern und Wallfahrten

Zu den Wanderformen zählen auch das Pilgern und die Wallfahrten. Die Pilgerwege werden als Fernwanderwege genutzt.

Speed Hiking

Das Speed Hiking dient Sportlern als Aufbautraining und wird aber auch als eigenständiger Wettkampfsport betrieben. Er richtet sich eher an trainierte Personen. Speed Hiker verwenden Stöcke und bewältigen Distanzen unterschiedlichster Schwierigkeitsgrade in sehr schnellem Tempo.

Das Barfußwandern

Viele Menschen schätzen beim Barfußandern die gesundheitsfördernden Eigenschaften des Barfußlaufens und unternehmen regelmäßig Barfußwanderungen in gepflegten deutschen Barfußparkanlagen.

Wandern ist eine häufig unterschätzte Sportart

Wandervereine bleiben beliebt. Das Wandern kommt nicht aus der Mode. Seit im Jahr 1883 in Fulda der Deutsche Wanderverband gegründet wurde, betreuen die angeschlossenen Gebirgs- und Wandervereine heute ehrenamtlich insgesamt ungefähr 200.000 km Wanderwege. Mehr als 600.000 Mitglieder organisieren sich in den unterschiedlichen deutschen Wandervereinen und im Wandersport. Sie übernehmen nicht nur Aufgaben im Naturschutz, sondern engagieren sich daneben außerdem in der Jugend-, Familien- und Kulturarbeit.

Autor: Katja Schulte Redaktion
Datum: 05/2016 | aktualisiert 22.01.2023
Bildquelle: ©Ales Krivec@pixabay.com (CCO Creative Commons Lizenz)

Quellen und weiterführende Informationen:

  • Deutscher Wanderverband e.V. Studie zum Gesundheitswandern (abgerufen am 22.01.2023)
  • Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi): Grundlagenuntersuchung Freizeit- und Urlaubsmarkt Wandern. Berlin 2010
  • U. Grober: Vom Wandern – Neue Wege zu einer alten Kunst. 2011. Verlag Rohwolt.

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