Stress ist für die meisten Menschen aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Unabhängig von Geschlecht, Alter und Beruf hält er oft noch zu Hause und in der Freizeit Einzug. Mit den Anforderungen des modernen Lebens sind heute nicht nur viele Erwachsene regelmäßig konfrontiert, sondern auch unzählige Kinder im schulfähigen Alter leiden bereits unter den vielfältigen Auswirkungen von Stresssymptomen.
Dabei verschärfen Krisensituationen wie die Corona-Pandemie oder größere finanzielle Belastungen durch Preissteigerungen bei Lebensmitteln, Spritpreisen oder Energiekosten für viele Kinder und Erwachsene die Alltagssituation noch zusätzlich. Da Stress ein Risikofaktor für viele Beschwerden und Erkrankungen ist, raten Experten dazu, Stresszustände schnell zu bewältigen und zu lernen, mit Stress optimal umzugehen.
Stress ist eine Überlebenstaktik unseres Körpers
Evolutionsbiologisch gesehen ist Stress eine ganz natürliche Reaktion des Körpers, die uns in Gefahrensituationen mobilisiert und auf den Kampf oder die Flucht vorbereitet. Auf einen geeigneten Impuls hin schüttet der Körper Stresshormone aus und mobilisiert so blitzschnell zusätzliche Energien, die uns reaktionsbereit sein lassen.
Damit können wir in kürzester Zeit zur Höchstform auflaufen und in einer Gefahrensituation bestmöglich reagieren. Aus diesem Grund steigen Puls, Blutdruck und Atemfrequenz an und die Muskeln spannen sich. Die notwendige Entladung erfolgte vor Urzeiten dann durch den Kampf oder auf der Flucht.
Und genau dieser Mechanismus wird in Stresssituationen auch heute immer noch in uns ausgelöst und kann beispielsweise ebenso Sportler in Wettkampfsituationen oder Schüler in Prüfungssituationen zu Höchstleistungen bringen. Insofern bietet Stress mit einer anschließenden Entladungsmöglichkeit jedem Menschen sogar einen möglicherweise entscheidenden Vorteil.
Eine fehlende Entladungsmöglichkeit macht krank
Doch was geschieht, wenn die notwendige Entladung ausbleibt und sich mobilisierte Energien immer öfter im Körper anstauen? Genau das passiert nämlich häufig in solchen Stresssituationen, in denen wir uns zwar aufregen und dementsprechend viele Stresshormone ausschütten, aber in denen wir trotzdem ruhig bleiben müssen.
Solche Situationen treten bei vielen Menschen in verschiedenen Lebenslagen immer wieder auf. Gerade wenn aufgestauter Stress immer häufiger zu psychischen Anspannungen führt, kann die Stressbewältigung zum Problem werden.
Denn falls dem Körper öfter das Ventil fehlt, um den inneren Druck bei einer Stresssituation auch wieder abzubauen zu können, besteht die Gefahr, dass er in einen dauerhaften Alarmzustand gerät. Dieser Zustand kann auf lange Sicht zu ernsthaften physischen und psychischen Beschwerden führen.
Typische Stresssymptome
Die ersten Symptome bei chronischem Stress werden oft nicht erkannt. Die Folge von chronischem Stress sind ausgeschöpfte Energiereserven. Anfangs zeigen sich die typischen Stresssymptome scheinbar harmlos. Doch unbehandelt gipfeln sie bei vielen Betroffenen in schweren körperlichen Krankheiten. Auch in Deutschland führen sie zu dem immer öfter diagnostizierten Burnout-Syndrom.
Experten gehen dann von Überbelastungen durch chronischen Stress aus, wenn die Belastungen durch den Stress zu häufig und zu intensiv sind und die individuellen Ressourcen übersteigen, die zur Stressbewältigung notwendig sind. Kommt es zu chronischem Stress, zeigt dieser nicht nur Auswirkungen auf den Stoffwechsel, sondern auch auf das Immun- und das Herz- Kreislaufsystem.
Zudem gehen Experten davon aus, dass chronischer Stress die Schlafregulierung sowie Lern-, Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsprozesse beeinträchtigt. Stress könnte möglicherweise ebenfalls ein Faktor bei der Entstehung und dem Fortschreiten psychischer Auffälligkeiten und Störungen sein.
Zu den typischen Stresssymptomen und den Folgen zählen das Absinken der Konzentrationsfähigkeit und Leistungsfähigkeit, Gereiztheit, Schlafstörungen und die Infektanfälligkeit. Albträume, Beschwerden des Magen-Darmbereichs, Bluthochdruck und Herzerkrankungen können die Folge sein.
Auch Lungenerkrankungen, Rückenbeschwerden und ein Burnout-Syndrom können durch dauerhaften und starken Stress ausgelöst werden.
Positiver und negativer Stress kann ausgelöst werden
Stress muss nicht immer negativ sein, er kann auch positiv sein und wird dann Eustress genannt. Eustress hat positive Auswirkungen auf den Körper, nämlich dann, wenn er uns motiviert und unsere Leistungsfähigkeit und Aufmerksamkeit steigert. Beispielsweise wird positiver Stress ausgelöst, wenn wir eine Aufgabe oder Situation erfolgreich gemeistert haben. Eustress ist in der Lage, das Selbstvertrauen zu steigern und uns anzuspornen.
Disstress ist negativer Stress
Als negativ gilt Stress erst dann, wenn er übermäßig häufig auftritt und wir keinen körperlichen Ausgleich dafür finden. Diese negative Stressform, auch Disstress genannt, überfordert uns. Wir empfinden ihn als bedrohlich, wenn wir vor Aufgaben stehen, die wir nicht oder nur mit extremem Kraftaufwand bewältigen können. Wir fürchten uns davor, irgendwann keine Kraft mehr zu haben.
Maßnahmen zum Stressabbau
Stressbewältigung und Stressabbau sollte man gezielt angehen. Mehr positiver und weniger negativer Stress ist ein erstrebenswertes Ziel. Eustress kann uns außerdem länger gesund und lebensfroh halten. Wer es im ersten Schritt schafft, Disstress aus der Freizeit heraus zu halten, der kann sich in der Freizeit eine wertvolle Regenerationsphase schaffen.
Gesunde Ernährung hilft gegen negativen Stress
Auch ungesunde Ernährung kann bei der Stressanfälligkeit eine Rolle spielen, denn wer sich oft von Fastfood ernährt und wenig frisches Obst und Gemüse zu sich nimmt, kann unter Umständen sein Immunsystem schwächen, das maßgeblich am Stressabbau beteiligt ist. Es fehlen dann wertvolle Nährstoffe, darunter auch Antioxidantien. Auch diese helfen im Kampf gegen die zellschädigenden freien Radikale, die auch durch Stresshormone in hohem Maße freigesetzt werden.
Entspannungsmethoden helfen beim Stressabbau
Einige Maßnahmen unterstützen den Stressabbau und manche fördern sogar gleichzeitig positiven Stress. Hierzu zählen unter anderem bewährte Entspannungsmethoden.
Neben Yoga haben sich bei Stress auch Qigong sowie das autogene Training als hilfreich erwiesen. Doch auch die progressive Muskelentspannung ist eine Methode, die von vielen Experten empfohlen wird, insbesondere auch deshalb, weil sie von den meisten Menschen sich leicht und schnell erlernen lässt.
Sport und gesunde Bewegung wirken gegen Stress
Auch Sportarten wie Wandern, Nordic Walking, Tanzen oder Radfahren helfen dem Körper beim Stressabbau. Wissenschaftlich erwiesen ist, dass regelmäßige körperliche Bewegung beim Stressabbau hilft. Schon Spazierengehen wirkt sich günstig aus.
Vorsorgekurse gegen Stress nutzen
Krankenkassen fördern spezielle Kurse zum Stressabbau. Jeder Mensch verarbeitet Stress anders und muss für sich herausfinden, wie ihm das am besten gelingt. Wem es aber nicht gelingen will, ein passendes Ventil zu finden und wer Schwierigkeiten hat, seinen Alltagsstress allein zu bewältigen, kann an Kursen zur Stressbewältigung teilnehmen oder Hilfe bei einem Psychologen oder Psychotherapeuten finden.
Maßnahmen zur Entspannung werden vorbeugend von vielen Krankenkassen unterstützt. Im Rahmen der Gesundheitsvorsorge oder auf ärztliche Verordnung hin beteiligen sie sich nach Maßgabe an den Kosten. Nachfragen kann sich lohnen. Mehr Informationen zur Vorsorge unter dem Thema Gesundheitskurse.
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Text: Katja Schulte Redaktion
Datum: 11/2016 | aktualisiert 26.01.23
Quellen und weiterführende Informationen:
Patrick Kury. Der überforderte Mensch. Eine Wissensgeschichte vom Stress zum Burnout. 2012. Campus
Rending L., Koch M., Rippe B. et al. Mensch im Stress. Psyche, Körper, Moleküle. Spektrum Akademischer Verlag. Heidelberg. 2005
Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch. 2014. Verlag de Gruyter
RKI. Chronischer Stress bei Erwachsenen in Deutschland (PDF) (abgerufen am 26.01.2023)
Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen
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