Die Wirkstoffe in Heilpflanzen (Phytopharmaka) kommen hauptsächlich in der Phytotherapie (Heilpflanzenkunde) zum Einsatz. Viele Pflanzen bilden diese teilweise hochwirksamen Inhaltsstoffe aus, um sich vor natürlichen Feinden oder äußeren Einflüssen effektiv schützen zu können. Einige dieser Wirkstoffe, die Experten allgemein der Gruppe der sekundären Pflanzenstoffe zuordnen, üben auch therapeutische Wirkungen auf den menschlichen Organismus aus und kommen in der Regel nur in Heilpflanzen, beziehungsweise in Arzneipflanzen vor. Manche der speziellen Wirkstoffe in Heilpflanzen bilden zugleich einen festen Bestandteil der Volksmedizin.

LESETIPP

Sekundäre Pflanzenstoffe: Bioaktive Substanzen fördern Gesundheit

Sekundäre Pflanzenstoffe: Bioaktive Substanzen fördern Gesundheit

Neben anderen Organisationen stellt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu einigen Heilpflanzen ausführliche Profile (Monographien) bereit.

Das Wirkspektrum von Heilpflanzen ist vielseitig. Ihre wirksamen Inhaltsstoffe lassen sich verschiedenen weiteren Gruppen zuordnen.

Inhaltsstoffe und Wirkstoffe in Heilpflanzen und Arzneipflanzen

Die Inhaltsstoffe und Wirkstoffe, die Heilpflanzen und Arzneipflanzen ihre Wirksamkeit verleihen, lassen sich nach Art, Eigenschaften und Vorkommen sowie nach ihrer Wirkung und Anwendung unterscheiden.

Alkaloide

Alkaloide sind stickstoffhaltige Verbindungen. Alkaloide dienen der Pflanze zur Abwehr von Fressfeinden und besitzen auch die Eigenschaft, schon in kleinen Mengen giftig zu sein.

LESETIPP

Koffein & Koffeinabhängigkeit: Symptome und Koffein-Check

Koffein & Koffeinabhängigkeit: Symptome und Koffein-Check

Einteilung und Vorkommen

Die Alkaloide werden von Experten in unterschiedliche Formen geteilt. Insbesondere wird unterschieden zwischen den Purinalkaloiden, die etwa in Form von Coffein in Kaffee oder Tee vorkommen und den Isochinolinalkaloiden wie Morphin oder Codein in Opium aus Schlafmohn.

Eine weitere Form bilden die Chinolinalkaloide mit dem Chinin der Chinarinde. Hinzu zählen außerdem die Taxusalkaloide wie Taxol in der Eibe sowie die Tropanalkaloide denen das Atropin in der Tollkirsche, dem Stechapfel oder dem Bilsenkraut zu geordnet wird.

Wirkung und Anwendung

Mit Ausnahme von Kaffee und Tee werden keine Arzneitees wegen der Vergiftungsgefahr angewendet.

Isolierte Alkaloide kommen in exakter Dosierung zum Einsatz. Dieses betrifft Morphin als Schmerzmittel ebenso wie Codein als Hustenblocker. Auch das Chinin bei Malaria wird ebenso in exakter Dosierung angewendet wie das Atropin bei Augenuntersuchungen zur Erweiterung der Pupillen oder das Taxol (Derivate) in der Tumortherapie.

Wirkstoffe in Heilpflanzen: Anthranoide

Anthranoide sind gelb bis rot gefärbte Verbindungen, die oft in Verbindung mit Zuckermolekülen vorkommen. Ihr Einsatz erfolgt in getrockneter Form.

Einteilung und Vorkommen

Experten unterscheiden zum einen zwischen den Aloine wie sie in den Blättern der Aloe vorkommen und den Sennosiden in Sennesblättern- und den Früchten. Zum anderen werden die Glucofranguline in der Faulbaumrinde von den Cascarosiden unterschieden, wie sie nur in der amerikanischen Faulbaumrinde enthalten sind. Ein Gemisch vieler Anthrachinonglykoside ist dagegen in der Rhabarberwurzel zu finden.

Wirkung und Anwendung

Anthranoid-Drogen wirken abführend und werden bei Verstopfung oder vor Darmuntersuchungen eingesetzt. Die Anwendung ist korrekt dosiert bis zu 2 Wochen unproblematisch, anschließend kann es zu Störungen im Elektrolythaushalt kommen.

Wirkstoffe in Heilpflanzen: Ätherische Öle

Ätherische Öle hemmen das Wachstum von Bakterien und Pilzen. Sie sind häufig wohlriechend. Als flüchtige Verbindungen, sind die kaum in Wasser, aber in fetten Ölen, Alkohol oder Alkohol-Wasser-Mischungen löslich.

In höherer Konzentration können sie toxisch sein. Ätherische Öle werden in der Regel durch Wasserdampfdestillation gewonnen. Sie können sowohl über den Verdauungstrakt, als auch über die Haut oder durch Inhalation aufgenommen werden.

LESETIPP

Ingwer: Inhaltsstoffe, Wirkung und Anwendung

Ingwer: Inhaltsstoffe, Wirkung und Anwendung

Einteilung und Vorkommen

Die meisten Verbindungen in ätherischen Ölen zählen zu den Terpenen, die sich nach Anzahl der C-Atome unterscheiden. Experten unterscheiden die Monoterpene, wie sie etwa in Form von Menthol in Pfefferminzblättern zu finden sind, vom Thymol im Thymiankraut. Ein weiteres Monoterpen bildet Pinien in Kiefernadeln sowie Cineol in Eukalyptusblättern.

Eine andere Form bilden die Sesquiterpene mit Chamazulen in Kamillenblüten oder das Xanthorrizol im Ingwer. Seltener kommen dagegen die Phenylpropane vor. Zu ihnen zählt beispielsweise das Eugenol in der Gewürznelke.

Wirkung und Anwendung

Ätherische Öle haben zahlreiche Wirkungen. Sie können appetitanregend, verdauungsfördernd und bei Verdauungsbeschwerden lindernd wirken. Beispiele hierfür bilden unter anderem die Kamille und die Pfefferminze, aber auch Kümmel, Koriander und Kardamom sowie der Ingwer wirken förderlich auf den Verdauungstrakt.

Erkältungsbeschwerden lindern dagegen zum Beispiel die ätherischen Öle von Thymian, Eukalyptus oder auch der Kiefer.

Ätherische Öle finden nicht nur Anwendung in der Heilkunde, sondern auch Lebensmittelindustrie und Kosmetikindustrie. Echte ätherische Öle sind häufig Bestandteil hochwertiger Bio Parfüms.

Wirkstoffe in Heilpflanzen: Bitterstoffe

Bitterstoffe reizen die Rezeptoren der Zunge und wirken schon in kleinen Mengen.

Einteilung und Vorkommen

Bitterstoffe können verschiedenen Substanzklassen angehören, zum Beispiel auch den Alkaloiden, wo sie als Warngeschmack wirken.

Man unterscheidet etwa die Sesquiterpenlactone wie Artabsin oder Absithin in Wermutkraut von Cynaropikrin in den Artischockenblättern. Weitere Bitterstoffe bilden die Secoiridoide, darunter das Amarogentin in der Enzianwurzel sowie Centapikrin, das im Tausendgüldenkraut vorkommt.

Wirkung und Anwendung

Die Bitterstoffrezeptoren auf der Zunge werden gereizt und reflektorisch erfolgt dadurch die Aktvierung der Verdauungsdrüsen, die wiederum die Speichel-, Magensaft- und Gallensektretion beeinflussen.

Bitterstoffe wirken appetitanregend und werden gegen Verdauungsbeschwerden wie Völlegefühl und Blähungen eingesetzt. Verwendung finden sie auch oft in Aperitifs, Kräuterlikören und Kräuterschnaps.

Wirkstoffe in Heilpflanzen: Flavonoide

Flavonoide sind cremefarbene bis gelbe Verbindungen, die für die Färbung von Blüten und Früchten verantwortlich sind. Flavonoide kommen auch in Blättern vor und sorgen im Herbst für die Verfärbung des Laubs. Flavonoide binden sich häufig an Zucker (Flavonoidglykoside) und besitzen hohe Wasserlöslichkeit. Pflanzen enthalten häufig ein Gemisch aus verschiedenen Flavonoiden.

Einteilung und Vorkommen

Flavonoide sind Phenylchroman-Derivate, die sich nach ihrer Grundstruktur unterscheiden. Experten unterscheiden insbesondere fünf Strukturen. Eine Struktur bilden die Flavonglykoside, zu denen Vitexin und Hyperosid in Weißdorn zählen, aber auch das Rutin in Buchweizenkraut. Ein weiteres Flavononglykosid ist das Naringin in Zitrusfrüchten.

Eine andere Struktur bilden die Isoflavone, hierzu zählen beispielsweise Daidzein und Genistein, die in der Sojabohne und im Rotklee vorkommen. Daneben unterscheiden Experten weiter die Proanthocyanidine, deren di-bis-oligomere Verbindungen von Flavan-3-olen ebenfalls in Weißdorn enthalten sind.

Unterschieden werden außerdem die Flavonolignane. Sie sind mit anderen Naturstoffen verknüpfte Flavonoide, darunter etwa das Silymarin der Mariendistel. Die letzte Gruppe der Flavonoide bilden die Anthocyanidine. Hiebei handelt es sich um Flavonole, deren Glykoside als Farbstoffe für die Rot-bis Blaufärbung bei Pflanzen verantwortlich sind. Zu finden sind sie etwa in den Blüten der Rosen oder Kornblumen. Als Farbstoff in Früchten sind sie zum Beispiel in Heidelbeeren oder Aroniabeeren enthalten. Sie kommen allerdings auch in entsprechenden Fruchtsäfte wie auch im Rotwein vor.

Wirkung und Anwendung

Eingesetzt werden getrocknete Präparate (Flavonoid-Drogen). Rutin und seine Derivate kommen bei Venen- und Gefäßerkrankungen sowie bei Hautrötungen und Hautveränderungen zum Einsatz, das Buchweizenkraut wird zur Kräftigung der Venen und Gefäße genutzt.

Rotes Weinlaub findet ebenfalls Einsatz bei Venenleiden und auch chronischer Veneninsuffizienz.

Die proanthocyanidinhaltigen Weißdornblätter mit -Blüten finden dagegen Einsatz bei nachlassender Leistungsfähigkeit des Herzens.

Flavonoide wie das Naringin, das zum Beispiel in Bitterorangenschale vorkommt wirkt appetitanregend und verdauungsfördernd. Isoflavone aus der Sojabohne und aus Rotklee finden eventuell Einsatz bei postmenopausalen Beschwerden wie Hitzewallungen. Mariendistelfrüchte mit Sylimarin dienen zur Therapie bei chronisch entzündlichen Lebererkrankungen.

Wirkstoff in Heilpflanzen: Gerbstoffe

Gerbstoffe dienen der Pflanze zum Schutz vor Bakterien und Pilzen und reichern sich oft in Rinde oder Wurzeln an. Sie dienen auch zum Gerben von Leder. In niedrigen Dosen wirken sie schleimhautschützend und hautschützend.

Einteilung und Vorkommen:

Gerbstoffe sind Oligmere von Polyphenolen und kommen in zwei Hauptgruppen vor. Eine Hauptgruppe bilden die Gallotannine in Pflanzengallen, einer weitere die Catechin-Gerbstoffe in Eichenrinde, Blutwurz, Hamamelis und auch schwarzem Tee.

Wirkung und Anwendung

Gerbstoffe wirken lokal reizmildernd und entzündungshemmend, aber auch blutstillend, sekretionshemmend und schwach antibakteriell.

Angewendet werden sie bei Entzündungen im Mund-Rachenraum, übermäßiger Schweißsekretion und Hautjucken. Weitere Anwendungsbereiche sind unspezifische Durchfallerkrankungen und Hämorrhoidal-Leiden.

Zu hohe Konzentrationen lösen Reizungen der Magenschleimhaut aus und können zu Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen führen.

Wirkstoffe in Heilpflanzen: Herzglykoside

Herzglykoside sind stark giftige Substanzen, die speziellen Pflanzen wie Fingerhut oder Maiglöckchen als Fressschutz dienen. Sie müssen in genau dosierter Menge verabreicht werden. Unterhalb der Menge sind sie unwirksam, oberhalb wirken sie toxisch. Tees kommen nicht zum Einsatz.

Einteilung und Vorkommen

Die meisten Herzglykoside zählen zum Cardenolis-Typ, so auch die Purpureaglykoside in Fingerhut und das Adonitoxin in Adonisröschen. Ein weiteres Herzglykosid bildet das Convallatoxin in Maiglöckchen.

Zum selteneren Bufadienolidtyp zählen die Scillaren der Meerzwiebel.

Wirkung und Anwendung

Herzglykoside wirken auf dieselbe Weise, unterscheiden sich jedoch nach Wirkdauer.

Bei Herzinsuffizienz kräftigen sie die geschwächte Herzmuskulatur. Die verbesserte Herztätigkeit führt zu erhöhter Leistungsfähigkeit und zur besseren Durchblutung der Nieren. In der Folge werden vorhandene Ödeme ausgeschwemmt.

Wirkstoffe in Heilpflanzen: Saponine

Saponine können die Oberflächenspannung von Wasser herabsetzen und werden daher auch als Waschmittel verwendet.

LESETIPP

Lakritze: Inhaltsstoffe und medizinische Wirkung der Süssholzwurzel

Lakritze: Inhaltsstoffe und medizinische Wirkung der Süssholzwurzel

Sie reizen bei Kontakt die Schleimhäute und können zum Beispiel am Auge Tränenfluss auslösen oder als Schnupfpulver einen Niesreiz.

Viele Saponine können die Membran der roten Blutkörperchen zerstören, wenn sie direkt in das Blut eingebracht werden (Hämolyse). Aus dem Darm werden Saponine glücklicherweise schlecht aufgenommen. Pflanzen wie die Alpenveilchenknolle oder die Kornrade sind wegen ihrer Saponine giftig.

Einteilung und Vorkommen

Saponine kommen häufig in Verbindung mit Glykosiden vor. Pharmazeutisch genutzte Saponine gehören in der Regel zu den Triterpensaponinen. Dazu zählen neben der Substanz Herderacosid in Efeublättern auch das Glycyrrhizin, wie es in der Süßholzwurzel vorkommt.

Weitere Saponine bilden die Ginsenoside in der Ginsengwurzel sowie Aescin in Rosskastaniensamen. Auch die Virgaureasaponine im Goldenrutkraut zählen dazu.

Wirkung und Anwendung

Therapeutisch eingesetzt werden nur bestimmte Saponindrogen. Zum Einsatz kommen Efeu und Süßholz als auswurfförderndes Hustenmittel, während sich die Ginsengwurzel zur Stärkung der Leistungsfähigkeit und bei Müdigkeitsgefühl bewährt hat. Rosskastaniensamen sind bei Venenleiden in den Beinen ein probates Mittel.

Das Goldrutenkraut kommt dagegen zur Entwässerung bei der Durchspülungstherapie der ableitenden Harnwege zur Anwendung.

Wirkstoffe in Heilpflanzen: Schleimstoffe

Pflanzliche Schleime sind spezielle Polysaccharide (Mehrfachzucker) mit starker Quellfähigkeit. Sie bilden in Wasser zähflüssige Lösungen. Einige Pflanzen bilden und speichern Schleimstoffe zum Beispiel in Wurzeln, Blättern oder Samenschalen.

Einteilung und Vorkommen

Zu den schleimhaltige Drogen zählen Leinsamen, Flohsamen, Malvenblätter, Malvenblüten und Eibischwurzel.

LESETIPP

Flohsamen und Flohsamenschalen: Wirkung, Anwendung, Kosten

Flohsamen und Flohsamenschalen: Wirkung, Anwendung, Kosten

Wirkung und Anwendung

Schleimstoffe erhöhen durch starke Quellung das Volumen des Darminhalts. Leinsamen und Flohsamen wirken verdauungsfördernd und abführend.

Eibischwurzel und Malve bilden im Rachen bei Erkältungen, Reizhusten und Heiserkeit reizlindernde Schutzschichten. Leinsamen verfügen bei der Anwendung in heißen Umschlägen über ein hohes Wärmespeichervermögen.

Text: Katja Schulte Redaktion
Datum: 11/2016 | aktualisiert 22.01.2023

Quellen und weiterführende Informationen:

Wichtige Hinweise zu Gesundheitsthemen

Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte beachten Sie hierzu die weiteren Hinweise zu Gesundheitsthemen

Suche